Jecke Sprüche und lecker Mädche' am Wochenende

Auch in Uerdingen, bei den Mösche-Männekes und bei Creinvelt war die Stimmung prächtig.

Krefeld. Creinvelt - das bedeutet vier Stunden Frohsinn mit Tiefgang, garniert mit Mundart und Blödelei in restlos ausverkauften Räumen des Mercure Park-Hotels.

Prinz Christian I., der mit Prinzessin Ursula IV. (Kölker) auftritt - die einzige Frau, die sich auf der Bühne sehen lassen darf -, erläutert, was eine karnevalistische Karriere bedeutet: "Gefühlt 20 Mal habe ich da hinten gesessen und mitgefeiert, jetzt habe ich es auf die Bühne geschafft."

Auf dieser wohl kleinsten Präsentationsfläche Krefelds bedarf es lediglich einer Bütt für den Sitzungspräsidenten und ein bis zwei wechselnder Utensilien pro Auftritt. Was an Requisite gespart wird, wird in tolle Masken und Kostüme investiert wie bei den Creinvelter Hofsängern, den Pinkpropellern. Kein Wunder, sind hierfür doch Ex-Profis des Theaters verantwortlich.

Vereins- und Sitzungspräsident Georg "Schorsch" Rupp führt gewohnt souverän durchs Programm: "Wussten Sie, dass Kinder am Tag 400 Mal lachen, aber Erwachsene nur 16 Mal?" Womit sich das Motto der sechs Creinvelt-Abende erklärt: "Lach et Leäwe en’t Jesi-ech!"

Beim Publikum hat er Erfolg, als er über die drei von der Krefelder Zankstelle (CDU, SPD und FDP) lästert, über die hirnlose "Sale"-Werbung herzieht und sinniert: "Merke: Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann."

Die musikalischen Auftritte von Lampenfieber und Enne Küeckepröetcher (Hausmann) entspannen, bevor Jochen Lenzen mit seinem Masterplan für Krefeld auftritt. Die "Höhlen unter der Hülser Straße" haben ihn darauf gebracht, das ganze Einkaufszentrum zwischen den vier Wällen unter der Erde zu planen. "Krefelds Zukunft ist unterirdisch", witzelt er zweideutig.

Lästereien wie die des Masterplaners und des Sandmanns alias Ex-Prinz und Creinvelt-Ratsherr Johannes Kockers sind das Salz in der närrischen Suppe. Er reflektiert 50 Jahre Sandmännchen im TV. Eigentlich sei es ja ein Ossi - also "mit Migrationshintergrund". Und beklagt die Verblödung durch TV-Sendungen: "Was kommt als nächstes, Germanys next Top-Trottel?"

Sanges- und tanzfreudige Karnevalsjecke sind am Freitagabend bei den Mösche-Männekes im Seidenweberhaus voll auf ihre Kosten gekommen. Eine flotte Einstimmung in die Prunksitzung geben "lecker Mädche" aus Köln, die Cheerleader des FC - da sind sie wieder, die engen karnevalistischen Beziehungen zwischen Krefeld und Köln.

Wie auch bei Brings: Die Band hat auf der Mösche-Bühne zwar eine Premiere, aber ihre Songs sind so gut bekannt, dass die Jecken mit spontanen Soloparts locker mithalten können. Als Zugabe gibt es den Hit "Superjeilezick" - und der Saal tobt.

Kein Atemholen ist möglich, denn Mr. Feinripp alias Guido Hoß hält die Jecken weiter in Schwung. Erst ein halber Striptease, der den blütenweißen Feinripp ins Rampenlicht beförderte, dann Massenekstase im Publikum beim rhythmischen Spiel am Bund des Liebestöters, am Ende stimmgewaltig seine Parodien von Elvis bis Tom Jones.

Nach ganz viel Musik kommt erst um halb elf die erste Büttenrede an die Reihe. Ne bonte Pitter befasst sich mit Männern, Bankern, Anlageberatern und Politikern. Er kann erklären, warum SPD-Mitglieder im ADAC sind: " Um das Gefühl zu haben, bei etwas Großem dabei zu sein!"

Die zweite und letzte Büttenrede liefern Fred van Halen und sein Vogel Aky. Die lebensgroße Handpuppe bringt freche Sprüche: "Ich hab’ nen Tinnitus im Auge. Überall, wo ich hinsehe, nur Pfeifen!" Die Mösche-Fans haben da erst Halbzeit: Sie tanzen bis in die Morgenstunden. gmk

Gute Stimmung herrschte bei den Uerdinger Karnevalisten am Samstag: Die Karnevalsgesellschaft Op de Höh hatte 600 Jecken zu Gast. Nach der Begrüßung durch Präsident Guido Farbig sorgen zwei Comedy-Einlagen für Lacher: Franz-Josef Bienentreu aus Duisburg ist mit seiner Büttenrede der Eisbrecher, Die Beckendorper Knallköpp aus Köln bringen mit ihrem Zwiegespräch die Menge zum Toben.

Anschließend wird das Uerdinger Prinzenpaar Raimund I. und Iris I. gefeiert. Der Prinz erlitt in der vergangenen Woche eine Herzattacke, alle sind deshalb froh, ihn wieder gesund auf der Bühne zu sehen. Augenzwinkernd überreichen die Narren ihm eine Flasche Doppelherz.

Die Uerdinger Band Die Rhienstädter hat bei ihrem Heimspiel keine Mühe, die Jecken zu begeistern. Schon um halb zehn tanzen die ersten auf ihren Stühlen. Immer wieder ruft sich die Menge das "Uerdingen - Helau" zu, Ole Sörensen ist begeistert von der Kostümsitzung: "Ich bin gebürtiger Krefelder, aber heute zum ersten Mal auf einer Karnevalsveranstaltung. Es wird sicher nicht die letzte gewesen sein, es ist genial."
Ausgezeichnet wird der Uerdinger Bezirksvorsteher Elmar Jakubowski, seit 40 Jahren Mitglied in der KG Op de Höh. Diese bietet etwas für jeden Geschmack - nicht nur Ole Sörensen fiebert schon jetzt der nächsten Uerdinger Kostümsitzung entgegen. db

Pfarrkarneval bester rheinischer Art hat der Flimm-Flämmkes-Club (FFC) im Raphaelsheim zelebriert: 50 Jahre lang schon begeistern die freien Karnevalisten der katholischen Kirche St. Elisabeth die Menschen am Inrath.

Sie sind aus Pfadfindergruppen hervorgegangen und planen auch weiter gute närrische Taten. Nächsten Samstag steigt das Fest erneut, so groß war wieder die Nachfrage. Präsident Peter Nowak holt nach Inrather Fanfarenklang Tradition auf die Bühne: seine Mutter Helga und Pater Julius Vogt vom früheren Kapuzinerkloster, die gemeinsam mit dem verstorbenen Günther Nowak die Flimm-Flämmkes aus der Taufe gehoben haben.

Bei den Flimm-Flämmkes treten nur eigene Kräfte auf, das Krefelder Prinzenpaar Christian und Ursula mal ausgenommen. Eine der tragenden Säulen vieler Auftritte ist Katrin Evertz, die bei ihrem Solo als Carmen auf die Bühne geht, den Eddi aus Leipzig mal wieder die Welt erklären lässt und schließlich als Frau Jaschke Alltagsproblemes bewältigt.

Ein zerstrittenes Ehepaar lässt beim Scheidungsanwalt schweigend die Gedanken heraus, Georg Thull gratuliert dem FFC musikalisch, Thomas Siempelkamp mimt Giovanni di Calzone, der Männerstammtisch tritt als rassige Brasilianerinnen-Tanzgruppe auf. Pater Julius bringt es auf den Punkt: "Voller Saal, gute Stimmung, alles handgemacht, was will man mehr?" Ma.

Sie ist schon 106 Jahre alt, aber immer noch putzmunter: Die GKG Oraniendorf hält in der Gaststätte Montenegro ihre närrische Sitzung ab. Die Sound-Fanfaren mit Petra Rotenhäuser sorgen für den akustischen Einstand nach der Begrüßung durch Präsident Karl-Heinz Höffkes.

Beinahe hätte sich das Prinzenpaar mit Gefolge noch vor die "Doof Nuss" von Erich Gietzelmann von den Nette stölle Jonges gedrängt, aber bei den Oraniendorfern geht es der Reihe nach. So sieht es auch der Ulk Uli Müller mit seinen Geschichten aus dem Leben und den Liedchen aus der Hölle: "Nee, ist dat schü-en he."

Die Oraniendorfer, die von Bäcker Karl Dicks und Gärtner Josef Schroeder in einem Lokal an der früheren Oranierstraße gegründet wurden, haben sich nach Garde- und Showtanz der KK Stahldorf und Liedern von Isolde Mohns ihren "schönen Micha" bis zum späten Abend aufgehoben. Der berichtet von sehr persönlichen Erlebnissen - so auch von seiner Romreise mit Besuch der Sextinischen Kapelle. Vor dem Abzug geht es stramm und stimmig zu - beim Gardetanz der KG Grenztal. Ma.

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