Innenstadt: Im Süden ist die 1A-Lage passé

Andree Haack ist bei der IHK verantwortlich für den Einzelhandel. In der WZ spricht er über Krefelds Chancen und Aufgaben für die Zukunft.

Krefeld. "Ich glaube, dass Krefeld besser dasteht, als die Krefelder das sehen", sagt Andree Haack. Er ist seit dem Herbst Geschäftsführer bei der IHK für den Bereich Starthilfe sowie Unternehmensförderung und damit verantwortlich für den Einzelhandel.

"Wenn man die Zentralitätskennziffer, die Auskunft über die Attraktivität des Handelsstandortes gibt, steht die Stadt zum Beispiel besser da als Essen und Dortmund." Die Selbstkritik kann Haack zwar nachvollziehen. Aber Krefeld könne punkten - im Moment. "Sie kriegen hier alles, was Sie brauchen. Die Stadt hat vor allem ein sehr hochwertiges Angebot."

"Nähe schlägt Größe. Nur über Fläche kommt man da nicht weiter. Es kommt auf die Qualität an." Die habe Krefeld durch individuelle Geschäfte, die auch Hochwertiges bieten. Die Königstraße steche da positiv hervor. "Natürlich ist das Konzept nicht beliebig erweiterbar." Und auch die breite Käuferschicht neben den Besserverdienenden muss Angebote finden. Grund zum Ausruhen gebe nicht. Denn: "Der Einzelhandel ist ein schrumpfender Markt." Nach IHK-Untersuchungen wird Krefeld bis 2020 rund 120 Millionen Euro an Kaufkraft verlieren.

Und die regionale Konkurrenz schläft nicht. Duisburg etwa hat aufgeholt. "Die gehen einen ganz klaren, konsequenten Weg", sagt Haack, der bis September Referent für Stadtentwicklung bei der Niederrheinischen IHK in Duisburg war und sich dort mit der Entwicklung des Einzelhandels beschäftigte. Zumindest in dieser Hinsicht sei Duisburg Vorbild.

Von alten Vorstellungen müsse man sich verabschieden, mit laufenden Prozessen offen umgehen. Das gilt etwa für den südlichen Bereich der Innenstadt im Bereich Hansa Centrum/Südwall: "Es wird schwierig sein, das als prosperierende 1A-Lage zu halten", sagt Haack. "Fantasie und Mut sind gefragt." Konsequenz und Investoren. Für die nördliche Innenstadt stehen die Chancen mit den Plänen für das Horten-Haus gut. "Da kommt Musik rein", sagt Haack. "Das wollen wir unterstützen." Schließlich drohe auch Gefahr. "Wenn das Gebäude leersteht, ist das kein berauschender Empfang für die Besucher."

Mit ECE habe sich aber ein erfahrener Investor gefunden. "Die haben, glaube ich, auch begriffen, dass es um mehr geht, nämlich Stadtentwicklung." Das eröffne Möglichkeiten, die auch die Händler sähen, trotz aller Mahnungen. "Ich sehe nicht, dass der Krefelder Einzelhandel völlig gegen ein großes Konzept ist."

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