In kleinen Gruppen durch die Privatsphäre

Tag der Architektur: Wie bereitet man sein Haus auf den Besuch ganzer Scharen Fremder vor? Die Eigentümer gehen es gelassen an.

Krefeld. Wenn Besucher die grünen Oasen bei der Aktion "Offene Gartenpforte" betreten, werden sie meist durch Garagen geführt, an den Häusern vorbei oder direkt durchs Gartentürchen in die grünen Bereiche. Beim "Tag der Architektur" ist das nicht so einfach mit der Wahrung der Privatsphäre. Hier öffnen Menschen ihre Häuser und damit ihre ganz persönlichen Bereiche für vollkommen fremde Besucher. Wie sich die Eigentümer darauf vorbereitet haben, was die Besucher tun und lassen durften und wie es gelaufen ist, darüber haben wir mit zwei mutigen Teilnehmern gesprochen.

"Wir werden keine Horden durchs Haus lassen", sagt Georg von Houwald mit Zwinkern im Blick vor dem Wochenende. "Falls zu viele Besucher kommen, bilden wir kleine Gruppen, mit denen wir durch die Räume gehen. Schuhe nach dem Motto ,frisch vom Acker’ werden wir bei dem Wetter sowieso nicht haben." Dafür stehen bei den hochsommerlichen Temperaturen Wasserflaschen parat und die Kaffeemaschine im Haus an der Roonstraße läuft.

Großartig wegzupacken und zu sichern gibt es in diesem Haus nichts. "Wir sind gerade erst eingezogen", berichtet der Hausherr und Architekt. "Es fehlt sogar noch einiges, so zum Beispiel einige Lampen. Wir haben aufgeräumt und stehen dem Tag ganz entspannt gegenüber."

Fast 250 Quadratmeter sind bei von Houwalds zu besichtigen. So bewundern die Gäste den nahezu grenzenlosen Übergang von Wohnräumen zur Terrasse, wobei die zehn Meter lange Fensterfront unabhängig von den Jahreszeiten einen tollen Ausblick in den traditionell angelegten Stadtgarten ermöglicht. Verstärkt wird das Zusammenführen von Innen- und Außenräumen durch den einheitlichen Bodenbelag und die fast rahmenlose Lösung für die Scheiben.

Bei Michael Krühler und Ulrich Wittmann sieht es ähnlich aus. "Wir haben das Haus vorbereitet, indem wir es ordentlich hergerichtet und neutral gestaltet haben. Es lagen also keine persönlichen Gegenstände herum", sagt Architekt Krühler. "Wir haben jedoch nichts weggeschlossen."

120 Leute waren an den beiden Tagen im Haus an der Karl-Hügel-Straße. "Viele Bockumer, wunderbar interessierte Leute, die sich an alten Holzdielen, Türen und Fliesen erfreut haben, sind gekommen." Der meistgehörte Ausspruch lautete: "Was man aus einem Siedlungsreihenhaus machen kann." Krühler sagt lächelnd: "Schmaler geht es nicht."

Besonders aufmerksam macht er auf den Blick vom Schlafzimmer aus auf den Balkon mit Südlage. "Der Anbau an der Gartenseite des Hauses dient der Erweiterung des Wohnbereiches. Der Balkon liegt darüber." Die Vergrößerung der Gauben auf der Straßen- und Gartenseite verschafft ganz neue Einblicke. "Im Haus wurde Altes erhalten und mit aktueller Haustechnik und neuen Fenstern ergänzt", so Michael Krühler.

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