60-Jähriges Bestehen Immer ein Blick unter die Oberfläche

Der Geologische Dienst in Krefeld feiert sein 60-jähriges Bestehen. Am Mittwoch steht unter anderem geometrische Energie im Fokus.

60-Jähriges Bestehen: Immer ein Blick unter die Oberfläche
Foto: Geologischer Dienst NRW

Kempener Feld. Sie erkennen Erdbebenherde und errechnen ihre Stärke als erste. Sie beraten Kommunen, Wasserwirtschaft, Industrie und Landwirtschaft bei der Erschließung und Sicherung von Grundwasservorkommen. Die moderne Landwirtschaft benötigt genaue und wissenschaftlich abgesicherte Grundlagen für eine optimale Bodennutzung; sie erstellen dafür umfangreiche Kartenwerke. Die Mitarbeiter des Geologischen Dienstes (GD) an der De-Greiff-Straße haben seit 60 Jahren ihr Augenmerk auf den Untergrund gerichtet und die Ergebnisse in der Region ausgewertet, archiviert und öffentlich gemacht.

60-Jähriges Bestehen: Immer ein Blick unter die Oberfläche
Foto: Geologischer Dienst NRW

In dieser Woche wird in Krefeld gefeiert. 500 Millionen Jahre lässt sich die Erdgeschichte Nordrhein-Westfalens zurückverfolgen. So alt sind seine ältesten bekannten Gesteine, die Quarzite aus dem Hohen Venn. 60 Jahre Geologischer Dienst sind in den Augen von Institutsleiter Ulrich Pahlke dagegen kein erdgeschichtlich imponierendes Alter. Aber: „Wir finden sie dennoch bemerkenswert“, erklärt er. Den Wiederaufbau nach 1945 habe NRW längst gemeistert, erklärt Pahlke zum Jubiläum. „Geowissenschaftliche Untersuchungen haben dazu beigetragen, zumal heimische Rohstoffe anfangs ein wichtiger Wirtschaftsmotor waren. Mehr und mehr wurden dann aber andere Anforderungen an uns herangetragen. Nach dem Vorrang der Rohstoffnutzung trat immer mehr der Schutz von Boden und Untergrund in den Fokus.“

60-Jähriges Bestehen: Immer ein Blick unter die Oberfläche
Foto: Geologischer Dienst NRW

Aktuell seien es Themen mit Zukunftspotenzial, wie saubere geothermische Energie. „Die Startphase war geprägt vom Wiederaufbau und der boomenden Wirtschaft: Rohstoffe wurden für die aufstrebende Industrie, für neue Gebäude, Straßen und Bahntrassen gebraucht. Talsperren wurden geplant und gebaut, um den steigenden Bedarf an Trink- und Brauchwasser zu sichern, aber auch zum Hochwasserschutz und der Niedrigwassererhöhung, zur Energiegewinnung und nicht zuletzt zum Zwecke der Naherholung“, ergänzt Martin Hiß, Sprecher des Geologischen Dienstes. Zu diesen und anderen Themen war geologischer Sachverstand gefragt. „Die Themen, die schon unsere Altvorderen umtrieben, sind vielfach heute noch topaktuell — wenn auch manchmal unter anderen Gesichtspunkten.“ Von der heute im Mittelpunkt stehenden Erfassung von Erdbeben sei in den Anfangsjahren jedoch noch nicht die Rede gewesen.

Stein- und Braunkohle waren in NRW schon immer geowissenschaftliche Schwerpunktthemen. Bereits in den 1950er- und 1960er-Jahren war auch die Exploration auf Kohlenwasserstoffe wegen des steigenden Energiebedarfs in allen Sparten des täglichen Lebens angesagt, nicht zuletzt brauchten immer mehr Autos immer mehr Kraftstoff. Die Suche nach Erdöl und Erdgas gab den Anlass zur Bohrung Münsterland 1, dem mit knapp 6000 Metern damals tiefsten Loch Europas.

Heute spielen Kohlenwasserstoffe auch unter dem Vorzeichen der Energiewende immer noch eine große Rolle. Für den GD sei es wichtig, nicht nur Untergrund-Gefahren und geotechnische Sicherheiten im Blick zu behalten, sondern alle Georessourcen, vom Boden über Gesteine, Lagerstätten und Grundwasser bis hin zur Geothermie. Auch muss die in den zurückliegenden Jahrzehnten gewonnene Erfahrung über den Untergrund von NRW gesichert und für die Zukunft weiterentwickelt werden — beispielsweise durch weitere Digitalisierung.

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