Umwelt Stadtförster: Im Wald und in der Natur zu Hause

Hofft auf Kontinuität: Stadtförster Arno Schönfeld-Simon hat sich Jahrzehnte um den Kommunalwald gekümmert. Er hat gelernt, in großen Zeitzyklen zu denken.

Umwelt: Stadtförster: Im Wald und in der Natur zu Hause
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Es gibt sehr wenig Wald in Krefeld — daran konnte auch Arno Schönfeld-Simon in seiner Dienstzeit nichts ändern. Aber er versucht es bis zuletzt: „Wenn wir einen Ausgleich schaffen, investieren wir in Wald“, sagt Krefelds Stadtförster. Das soll auch 2018 so weitergehen — nach Schönfeld-Simons Pensionierung.

Wichtig wäre es ihm. „Es geht leider immer noch bergab mit der Gesundheit des Waldes. Ich habe den Eindruck, dass wir die Talsohle noch nicht erreicht haben.“ Der Wald sei ein träges System. „Was sie vor mehr als 30 Jahren angerichtet haben, wirkt sich heute aus.“

Mit Kalkungen, die man seit Mitte der 80er-Jahre konsequent vornimmt, versucht die Stadt, die sauren Böden zu verbessern. „Es gibt keine andere Großstadt in der Niederrheinischen Bucht, die das macht. Krefeld ist da sehr fortschrittlich.“

Das gilt auch für die vielen Untersuchungen, die in der Vergangenheit gemacht wurden, beispielsweise zu Hallimasch und Rübling (Uni Göttingen) oder zur Bodenqualität (Geologischer Dienst). Tiefe Löcher wurden gegraben, um Bodentypen, Bodenarten und Wasserstände zu bestimmen. „Bisher hat aber noch niemand die vorhandenen Untersuchungen kombiniert, ausgewertet und ein Gesamtergebnis ermittelt“, sagt der Stadtförster. Das sei wichtig, um aus der „Stabilitätsmisere“ herauszukommen und zu ermitteln, welcher Baum wo hinpasst. „Was außerdem fehlt, ist eine Untersuchung zu den Insekten.“

Arno Schönfeld-Simon

2007 richtete Kyrill vielerorts dramatische Schäden an. Anders in Krefeld: Weil der Sturm im Januar tobte und Krefelds Wald zu 98 Prozent aus Laubbäumen besteht, blieb der Schaden hier vergleichsweise überschaubar: Einzelne Bäume wurden entwurzelt, es gab einige Stamm- und Kronenbrüche. Die Kehrseite: Jeder dieser Bäume musste einzeln im Wald mit der Motorsäge bearbeitet und von Rückepferd oder Traktor herausgezogen werden. Schönfeld-Simon und seine Kollegen reagierten schnell: „Wir haben ein Vermarktungsmodell aufgestellt und das ganze Holz noch verkaufen können.“ Eineinhalb Jahre lang war die Abteilung mit der Beseitigung der Schäden befasst, 6000 Festmeter Holz wurden auf den Markt gebracht.

Er habe immer sehr gerne in Krefeld gearbeitet. „Arbeitszeit hat mich im Grunde nie interessiert, zu wenige Stunden habe ich aber gewiss nicht gearbeitet.“ Krefelds Laubwald sei aber nicht auf seinem „Mist gewachsen“, sagt Schönfeld-Simon. Seine Vorgänger Wilhelm Rohling und Oberförster Hein Gallhoff hätten diese Linie konsequent verfolgt, die er fortgesetzt habe. „Es ist fatal, wenn ein neuer Förster meint, das Rad neu erfinden zu müssen.“

Arno Schönfeld-Simon

Krefelds Wald, sagt der Förster, ist Erholungswald und soll der Gesundheit der Bürger dienen. Spaziergänger, Sportler, Reiter besuchen ihn. „Im Grunde laufen sich die Leute im Wald schon über den Haufen. Wenn seine Gesundheitsfunktion für uns zu Buche schlagen würde, dann hätte die Wald- und Forstabteilung eine höhere Bedeutung.“ Zwölf Mitarbeiter, gelernte Forstwirte plus ein Azubi, kümmern sich um den Kommunalwald. „Ich hätte mir eine bessere Personalausstattung im Innenbereich gewünscht“, sagt Arno Schönfeld-Simon.

Sein größtes Projekt: 1997 begann mit Gut Schirmau in der Eifel, das die Stadt erbte, ein Waldflurbereinigungsverfahren, „ein Pilotprojekt“. Am Ende waren 117 Einzelparzellen in drei Grundstücken zusammengefasst, 900 Hektar neu strukturiert und 600 Eigentümer unter einen Hut gebracht worden. Arno Schönfeld-Simon ist stolz, diese Einigung erreicht zu haben. Nicht zuletzt sei die begradigte Struktur ein „wahnsinniger Wertzuwachs“.

Während der Laie sich kaum vorstellen kann, wie der Wald in 200 Jahren aussieht, hat der Förster gelernt, der Walddynamik entsprechend, in diesen Dimensionen zu denken. „Mein Beruf“, sagt Schönfeld-Simon, „ist immer auf die Zukunft ausgerichtet.“

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