Hilfe wenn die Psyche aus dem Ruder läuft

Das Sozialpsychiatrische Zentrum bietet ambulante Angebote für Kranke an.

Krefeld. Gelb gestrichene Wände und Möbel in einem warmen Rotton verbreiten eine freundliche Atmosphäre. Der frisch renovierte Raum ist Ort des "Offenen Treffs", einer Einrichtung für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Seit 22 Jahren engagiert sich der Verein Psychosoziale Hilfe für Menschen, deren Psyche aus dem Ruder geraten ist. Umso mehr freut sich Vereinsvorsitzende Eva Staudacher über den fertigen Raum, in dem bis zu fünfzig Menschen täglich zusammenkommen.

Der Raum befindet sich im Gebäude einer ehemaligen Grundschule an der Schwertstraße. Hier hat das Sozialpsychiatrische Zentrum seinen Sitz und der "Offene Treff" ist einer von mehreren Angeboten, die hier unter einem Dach zu finden sind. Thomas Müller, junges Vorstandsmitglied, betont den offenen Charakter dieses Angebots. "Hier können Menschen unverbindlich vorbeischauen und Kontakte knüpfen" sagt er.

Berührungsängste abbauen und Hilfestellungen in Alltagssituationen leisten hat sich der Verein auf die Fahnen geschrieben. Dabei hat er nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch deren Angehörige im Blick. "Eine psychische Erkrankung bedeutet auch für die Angehörigen eine enorme Belastung." Eva Staudacher spricht aus eigener Erfahrung. Der schwierige Umgang damit motivierte sie zur Gründung des Vereins, der inzwischen hundert Mitglieder zählt.

Für das Sozialpsychiatrische Zentrum folgte man dem vom Landschaftsverband Rheinland entwickelten Konzept, mehrere psychosoziale Angebote unter einem Dach anzubieten. So gibt es im Haus auch eine Beratungsstelle, eine Angehörigen-Selbsthilfe-Gruppe und eine Tagesstätte. Letztere dient ebenso wie das betreute Wohnen dazu, Menschen in der Gemeinschaft wieder mit einem geregelten Tagesablauf vertraut zu machen.

Psychische Erkrankungen stellen das gesamte bisherige Leben auf den Kopf, und frisch aus dem Krankenhaus entlassene Patienten seien meist damit überfordert, sofort allein zu recht zu kommen, so Staudacher. Da aus Kostengründen die Verweildauer in der Psychiatrie heute erheblich kürzer sei als früher, seien ambulante Angebote wichtiger denn je, ergänzt Thomas Müller.

Hinzu komme der immer größer werdende Druck auf dem Arbeitsmarkt, der die Zahl der psychischen Erkrankungen weiter steigen lasse. "Man könnte das zynisch einen Wachstumsmarkt nennen" so Müller. Mit seinen offenen Angeboten ist der Verein bestrebt, möglichst viele Betroffene zu erreichen. "Wir wollen den Menschen Mut machen und ihnen helfen, ihre Stärken wieder zu entdecken" betont der ausschließlich ehrenamtlich arbeitende Vorstand.

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