Herzschäden durch Partydrogen: „Man weiß nie, was drin steckt“

Partydrogen haben bei drei Patienten in Krefeld schwere Herzschäden verursacht. Experten suchen gefährliche Inhaltsstoffe.

Krefeld. Eigentlich wollten sie nur Spaß haben, die ganze Nacht durchtanzen, den Alltag vergessen. Jetzt sind drei junge Menschen schwerstbehindert. Rund zwei Jahre konsumierten sie regelmäßig Partydrogen.

Welche Stoffe genau zu ihren Herzmuskelvergiftungen führten, ist noch unklar. Experten untersuchen nun alle deutschlandweit 37 bekannten Fälle, um die genaue Kombination der Substanzen herauszufinden.

Das Problem bei synthetischen Drogen: „Man weiß nie genau, was drin steckt“, erklärt Michaela Heyer, Sprecherin des Landeskriminalamts NRW. „Fünf gleich aussehende Pillen können die unterschiedlichsten Stoffe enthalten.“ Der Trend gehe dennoch deutlich zu Aufputschmitteln wie Speed, Crystal oder Ecstasy.

Im Fall der Krefelder Patienten, die Ecstasy, andere Partydrogen und Alkohol mischten, sind die Folgen irreparabel: „Die Herzen sind quasi aus dem Leim gegangen, haben sich überdehnt und sind jetzt fast doppelt so groß. Sie haben keine Kraft mehr und pumpen kaum“, erklärt Professor Heinrich Klues, Chefarzt der Kardiologie im Helios-Klinikum Krefeld.

Warum wird ausgerechnet das Herz angegriffen? „Das Herz ist das stressanfälligste Organ schlechthin. Und unter Drogen muss der Körper, insbesondere das Herz, unter Hochdruck laufen.“

Halluzinationen oder Krampfanfälle seien normale Begleiterscheinungen von Partydrogen, über Herzschäden gebe es in der Forschung weniger Untersuchungen. „Dass bei uns drei Fälle in so kurzer Zeit auftreten, ist einfach ein trauriger Zufall“, sagt der Chefarzt.

Bestimmte Wirkstoffe, die den Drogen im Labor beigemischt wurden, könnten der Auslöser sein, aber: „Wir wissen es nicht.“ Eines stehe in jedem Fall fest: Jeder Mensch reagiere anders auf Drogen. Der eine lebt zehn Jahre ohne Folgen, der andere spürt nach drei Wochen schwerwiegende Veränderungen, sagt Klues.

Dass die Experten bei der Untersuchung der Substanzen etwas Entscheidendes finden, glaubt Klues eher nicht. „Auch wir haben Reste von Pillen untersucht. Dort war nichts Außergewöhnliches beigegeben. Das heißt aber nicht, dass das bei Pillen vor zwei Jahren auch der Fall war.“ Es gebe eben keine „Reinheitsstandards“. Zudem seien Amphetamine bereits nach einem Tag nicht mehr im Körper nachweisbar.

Die drei Patienten in Krefeld werden derzeit weiter ambulant betreut. Ein junger Mann, der bereits ein Kunstherz als Unterstützung trägt, steht auf der Transplantationsliste.

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