Krefeld Herkunft der im Garten gefundenen Grabsteine geklärt

Die in einem Garten in Krefeld gefundenen Grabsteine stammen von einem alten jüdischen Friedhof. Einige Fragen bleiben noch offen.

Krefeld: Herkunft der im Garten gefundenen Grabsteine geklärt
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Das Rätsel um die Herkunft der Grabstein-Fragmente, die im Garten eines privaten Grundstücks im Hülser Bruch gefunden worden sind, ist gelöst. Sie stammen von einem alten jüdischen Friedhof an der heutigen Klever Straße. Das haben Untersuchungen der Denkmalbehörde ergeben. Dennoch bleiben Fragen offen.

Zwei Daten halfen bei der Detektivarbeit. Auf einem Fragment der mehr als zwölf Grabsteine, ist ein Geburtsdatum (15.12.1827) und ein Sterbedatum (20.07.1881) erkennbar. Im Geburts- und Sterbebuch der Gemeinde Hüls stieß Gerd Hanisch von der Denkmalbehörde schließlich auf den jüdischen Bürger Gerson Davids. „Da alle Steine zusammen gefunden wurden, gehen wir davon aus, dass sie von dem geräumten alten jüdischen Friedhof stammen“, sagt Hanisch. Zu einem weiteren Stein mit einer Datumsangabe konnte bisher keine Person zugeordnet werden (siehe Kasten rechts). Zum Hintergrund: Das Gelände des alten Friedhofs an der heutigen Klever Straße ist 1937 an Wilhelm Meyser verkauft worden.

Der Friedhof konnte nur durch sein davor liegendes Gebäude betreten werden. „Es scheint also eine Beziehung zwischen der jüdischen Gemeinde und der dort wohnenden Familie gegeben zu haben“, sagt Hanisch. „Das war ein Zwangsverkauf. Eine jüdische Gemeinde würde keinen Friedhof verkaufen“, sagt Michael Gilad von der jüdischen Gemeinde dazu. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde vor der Wiedergutmachungskammer nur ein schmaler Streifen des Areals der Synagogengemeinde zurückerstattet. 1967 erwarb die Familie Meyser auch diesen Grund.

Wann der Friedhof genau geräumt worden ist, bleibt weiterhin unklar. Die Experten von der Denkmalbehörde gehen davon aus, dass es irgendwann zwischen dem Eigentumswechsel im Dritten Reich und einer Begehung nach dem Zweiten Weltkrieg durch einen Rabbiner der jüdischen Gemeinde passiert sein muss.

Klar ist, dass der Friedhof 1891 vollständig belegt war und die jüdische Gemeinde eine Fläche für den neuen Friedhof an der Straße Am Strathhof kaufte. Dort sind auch die jetzt gefundenen Steine deponiert worden.

Zu der Räumung des alten Friedhofs habe Gerd Hanisch bei seinen Recherchen zwei Aussagen gefunden, die bisher nicht endgültig auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden konnten. Eine besagt, dass der Friedhof während des Dritten Reiches geräumt wurde, um dort eine Obstplantage einzurichten. Laut einer zweiten Aussage sind auch nach dem Zweiten Weltkrieg Steine entfernt worden. „Es können auch beide Aussagen richtig sein“, sagt Hanisch.

Demnach sind die Steine in den 1930er Jahren auf das Grundstück im Hülser Bruch gebracht worden, um einen moorartigen Weg befestigen zu können. Eine Putzschicht lasse darauf schließen, dass einige Grabsteine in einer Mauer verbaut worden waren, meint Eva-Maria Eifert von der Denkmalbehörde. Dass jüdische Friedhöfe unter dem Einfluss der Nazi-Herrschaft geräumt worden sind, sei keine Seltenheit gewesen. „Das hatte oft banale Gründe. Mehrheitlich wurden sie abgeräumt, um die Steine wiederzuverwenden“, sagt Eifert.

Ein weiteres Krefelder Beispiel ist nach Angaben des Landschaftsverbandes Rheinland etwa ein ehemaliger jüdischer Friedhof an der Duisburger Straße in Uerdingen. Er wurde 1942 von der IG Farben (Bayer AG) erworben und abgeräumt. Hier seien keine Grabsteine erhalten geblieben.

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