Helios will Löhne kürzen

Mitarbeiter „patientenferner Dienste“ müssen mit Abschlägen bis 25 Prozent rechnen.

Krefeld. Einem Teil der Mitarbeiter des Helios-Klinikums ist trotz der närrischen Tage nicht zum Lachen zumute. Sie haben in einer Betriebsversammlung erfahren, dass die Geschäftsführung weitere „patientenferne Dienste auslagern“ und deren Bruttogehälter bis 25 Prozent kürzen will. Für einen 47-jährigen, verheirateten Mann mit zwei Kindern bedeutet das eine monatliche Gehaltseinbuße von 662,40 Euro, bei einem bisherigen Bruttolohn von knapp 2655 Euro.

„Das sind nicht nur Beträge, die weh tun. Dadurch werden Existenzen bedroht“, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Jürgen Pascha.

53 Personen sind laut Pascha von dieser Maßnahme betroffen, Helios selbst spricht von 30. Der Aufsichtsrat, der am 24. März tagt, muss den Plänen zustimmen. Die Stadt Krefeld hält immer noch 25,1 Prozent des privatisierten Klinikums und der Oberbürgermeister hat den Vorsitz inne. „Ja, ich bin über die Pläne informiert und habe sie mehrfach mit der Geschäftsführung erörtert“, sagt Kathstede der WZ. Kommentieren möchte er sie nicht, nur so viel: „Es wird in der Sitzung sehr intensiv darüber diskutieren werden.“

Bereits vor wenigen Wochen hatte Helios in einem ersten Schritt die Buchhaltung ausgegliedert (die WZ berichtete). Die Klinik müsse sich finanziell sanieren, lautete damals der Kommentar. „Helios investiert am Standort Krefeld insgesamt 180 Millionen Euro. Investitionen bedingen jedoch Wirtschaftlichkeit, um den Standort langfristig zu sichern“, begründet Helios-Regionalgeschäftsführer Hans Walter Singer den jetzigen Schritt.

Für Verdi-Mann Pascha ist das eine Farce. „In der vergangene Woche hat Fresenius-Chef Ulf M. Schneider das Geschäftsjahr 2010 bei aller Bescheidenheit ein herausragendes Jahr genannt.“ In diesem Geschäftsjahr soll der Umsatz um sieben bis acht Prozent, der Gewinn um 15 bis 17 Prozent gesteigert werden. Dazu werde laut Schneider auch die Fresenius-Krankenhaustochter Helios kräftig beisteuern. „Selbst das einst defizitäre Klinikum weist das beste Wirtschaftsergebnis aller Zeiten auf“, sagt Pascha.

Dass dies auch die Folgen strafferer Strukturen, eines verbesserten medizinischen Angebotes und von Investitionen in Millionenhöhe sind, ist für den Gewerkschaftssekretär kein Widerspruch. Mit einem eigenen Haustarifvertrag sei man Helios bei den Personalkosten auf diesem Weg entgegengekommen.

Helios hatte beim Trägerwechsel im November 2007 die Sicherung der damaligen Mitarbeiter betont, unter anderem mit „Eintritt in Bestehendes unter Wahrung der Besitzstände“. Dazu zählen vertraglich zugesicherte Sonderleistungen wie Tarifschutz und Beiträge zur Versorgungskasse. „Das wird nun ausgehebelt, der Rendite wegen“, sagt Pascha.

Spannend dürfte auch das Abstimmungsverhalten des Oberbürgermeisters werden. „Wenn Kathstede dem im Aufsichtsrat zustimmt, produziert er für die Stadt weitere Hartz-IV-Aufstocker“, so Pascha. Das sind Personen, deren eigenes Einkommen unterhalb der Grundsicherung für Arbeitssuchende liegt und die deshalb Anspruch auf ergänzendes Arbeitslosengeld haben.

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