Helios-Klinikum: Interview mit Geschäftsführer Alexander Holubars

Krefeld. Die Arbeit macht ihm sichtlich Spaß. Als einer der jüngsten Geschäftsführer des Helios-Konzerns leitet Alexander Holubars seit Februar das Klinikum Krefeld. Und der 32-Jährige strahlt, wenn er über seine Arbeit, die Erfolge, einzelne Probleme und gesteckte Ziele spricht.

Die WZ fragte bei ihm nach, wie er die ersten Monate in seiner neuen Position erlebt hat.

Haben Sie sich in Krefeld eingelebt?

Alexander Holubars: Ja, das habe ich tatsächlich schon getan. Ich wohne zwar noch in Bochum, habe aber schon begeistert Familie und Freunden von Krefeld erzählt. Derzeit bin ich hier auf Wohnungssuche. Vor zwei Wochen bin ich zum ersten Mal im Stadtwald gejoggt. In so einem schönen Park bin ich noch nie gelaufen — selbst nicht in Berlin oder Hamburg. Und es gibt noch weitere schöne Ecken hier zu entdecken: Im historischen Teil Linns und im Zoo war ich schon. Ich hätte nie gedacht, dass Krefeld eine so grüne Stadt ist.

Welchen Eindruck haben Sie vom Klinikum Krefeld nach den ersten vier Monaten?

Holubars: Es ist schon verwunderlich, dass ich erst vier Monate hier bin. Ich habe das Gefühl, bei vielen Themen schon viel länger hier zu sein. Das Krankenhaus ist gut aufgestellt. Ich bin von vielen Leuten hier offen empfangen worden, vielleicht liegt das auch an den Rheinländern — ganz gleich welcher Berufsgruppe. Da spielt mein Alter keine Rolle. Entscheidend ist die Kommunikation. Ich habe vor ein paar Tagen gerade noch zu einem unserer monatlichen Mitarbeiter-Frühstücke eingeladen. Per Zufallsgenerator werden zwölf Leute ausgewählt. Die Idee dahinter ist: Anderthalb Stunden zusammen zu sitzen, sich kennenzulernen und sich auszutauschen. Dabei sind die Mitarbeiter erstaunlich offen und sagen, was sie wo drückt und was zu verbessern sei.

Was sind das für Punkte?

Holubars: Das sind oftmals alltägliche Dinge. Dass sich 40 Mitarbeiter im Labor beispielsweise 15 Wertfachspinde teilen müssen. Oder die derzeit provisorische Cafeteria, die viel zu klein ist für Patienten, Besucher und eben auch Mitarbeiter. Aber auch die teilweise hohe Arbeitsbelastung. Vor allem während der Influenza-Welle, als unser Personal selbst erkrankte und ausfiel und umgekehrt die Patientenzahlen anstiegen.

Was tun Sie zur Entlastung der Mitarbeiter?

Holubars: Eins vorweg: Auch in anderen Krankenhäusern ist die Arbeitsintensität hoch. Trotz Mitarbeiterfluktuation ist sie auch nicht höher als anderswo. Wir haben aber einen steigenden Bedarf an Pflegekräften. Es ist schwierig, gut ausgebildete Arbeitskräfte zu finden. Deshalb bilden wir hier im Klinikum inzwischen auch verstärkt für den eigenbedarf aus.

Wie entwickelt sich das Klinikum?

Holubars: Gut. Die Fallzahlen sind von 37 000 Ende 2007 auf fast 46 000 Ende 2012 gestiegen. Aber der Maßstab ist nicht das Wachstum. Die Frage ist, wohin wollen wir uns entwickeln? Die Antwort lautet: Wir wollen unsere Patienten noch besser behandeln und uns bei den medizinischen Angeboten weiter spezialisieren: einem Krankenhaus der Maximalversorgung entsprechend. Das war bei der Übernahme von Helios 2007 medizin-technisch nicht mehr der Fall.

Womit wollen Sie das erreichen?

Holubars: Ein großer Schwerpunkt ist das neue Herz-Zentrum. Mit der Zusammenlegung von Kardiologie und Herzchirurgie sowie der Einstellung von Prof. Alexander Bufe können wir beispielsweise die Herzklappentherapie mit Kathetertechnik anbieten. 50 Herzklappen wurden im vergangenen Jahr auf diese Weise eingesetzt, in diesem Jahr werden es wahrscheinlich doppelt so viele sein. Somit bieten wir hier in Krefeld jede Behandlung an, die abgefragt wird, außer Herztransplantationen und Kiefer-Gesichts-Chirurgie.

Wie hat sich die Privatklinik etabliert? Im vergangenen Jahr hat sie einen Erlös von 13 Millionen Euro erzielt.

Holubars: Die Nachfrage durch Privatversicherte zieht an. Dabei ist die Medizin die Gleiche, nur der Service, die Räumlichkeiten und die Materialausstattung unterscheiden sich. Dennoch ist ein solches Angebot in der Bevölkerung schwer zu vermitteln. Bei allem Vorbehalt ist bei diesem Thema immer auch zu bedenken: Von der Infrastruktur, die wir dafür schaffen, profitieren wir alle.

Welche Baustellen haben Sie von Ihrem Vorgänger übernommen?

Holubars: Die größte sieht man jeden Tag: Das ist der Neubau. Da fließt viel Arbeit rein. Obwohl das Projekt schon so weit gediehen ist und die Planungen dafür fünf bis sieben Jahre alt sind, verändert sich noch vieles. Die Grobplanung wird quasi feinjustiert. Des weiteren gab es Überlegungen, die Dermatologie mit ihren 60 Betten ins neue Haupthaus umzusiedeln. Wir haben aber jetzt entschieden, das alte, sehr schöne Klinikgebäude zu sanieren. Mit der Maßnahme werden wir noch in diesem Jahr während des laufenden Betriebes beginnen. Die Kosten dafür sind im Gesamtbudget von 180 Millionen für das neue Klinikum enthalten.

Bei Ihrem Antritt haben Sie die Patientenzufriedenheit als eines Ihrer Ziele benannt. Was bemängeln die Patienten am Klinikum?

Holubars: Das ist ein weites Feld. Ich kennte die entsprechenden Portale im Internet und ich lese jede schriftliche Patientenbeschwerde. Dabei gibt es immer wieder Patienten, die einen bestimmten Bereich loben, während andere sich über genau den beschweren. Oftmals wird die Gesamtorganisation beklagt und die Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Angehörigen. Auch mangelnde Freundlichkeit ist ein Punkt, der häufig kritisiert wird. Dabei ist es eigentlich schnell möglich, solche Punkte abzuändern — mithilfe von Kommunikation. Doch genau das ist harte Arbeit.

Der zuletzt schlechte Ruf des städtischen Klinikums hat sich im Laufe der Jahre wieder verbessert. Wodurch ist das gelungen?

Holubars: Zum einen durch die Investition in neue Medizintechnik und den Neubau. Zum anderen durch eine bessere Versorgung der Patienten. Beispielsweise bei der Operationsvorbereitung und der Verkürzung von Narkosezeiten. Eine Checkliste für die Einleitung in den OP-Raum gibt es schon. Ganz neu ist die Einführung von Patientenarmbändern zur besseren Identifizierung. Durch all das ist es uns gut gelungen, den ramponierten Ruf wieder zu verbessern. Das zeigen uns auch die Fallzahlen.

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