Helios erleidet mit Kündigung Schiffbruch

Arbeitsgericht: Häufig kranke Klinikum-Mitarbeiterin muss weiterbeschäftigt werden.

Krefeld. Das Helios-Klinikum ist am Dienstag mit der fristlosen Kündigung einer Reinigungskraft vor dem Arbeitsgericht gescheitert. Dem Arbeitgeber waren die hohen Fehlzeiten der Arbeitnehmerin ein Dorn im Auge - aus Krankheitsgründen hatte die Beschäftigte Jahr für Jahr stets eine dreistellige Zahl an Arbeitstagen gefehlt.

Gleich zu Beginn des Prozesses stellte die Vorsitzende Richterin klar, dass eine Kündigung wegen Krankheit üblicherweise nicht möglich ist. Hinzu kommt im konkreten Fall, dass die Mitarbeiterin im öffentlichen Dienst tätig und wegen ihrer langen Betriebszugehörigkeit eine ordentliche Kündigung generell ausgeschlossen ist. Das Klinikum hatte es nach mehreren Jahren, in denen die Angestellte immer wieder krank war, nun mit einer fristlosen Beendigung des Arbeitsverhältnisses versucht.

"Die Fehlzeiten sind in der Tat desaströs", sagte die Richterin. Sie signalisierte allerdings deutlich, dass Helios mit seiner Kündigung Schiffbruch erleiden wird, sollten sich die Parteien nicht außergerichtlich einigen. Dazu war es im Vorfeld trotz mehrerer Gespräche der Anwälte nicht gekommen, und auch eine 20-minütige Beratungspause brachte am Dienstag keinen Fortschritt: Die Parteien waren mit ihren Vorstellungen zu weit auseinander.

Helios hatte sich bereiterklärt, eine Brutto-Abfindung in Höhe von 13500 Euro zu zahlen. Die bezeichnete die Richterin allerdings - angesichts von 36 Jahren Betriebszugehörigkeit der Frau - als "nicht angemessen". Der Mitarbeiterin hatten 35000 Euro netto vorgeschwebt - Geld, das für Zeit bis zum Renteneintritt in drei Jahren reichen sollte. Völlig indiskutabel fand das die Helios-Regionaljuristin, und auch der Verweis des Anwalts der Klägerin auf erhebliche Abfindungen, die Helios in ähnlich gelagerten Fällen gezahlt haben soll, konnte kein Umstimmen bewirken.

Das Klinikum wird die Mitarbeiterin nun weiterbeschäftigen müssen. "Ich will auch arbeiten", sagte sie am Dienstag vor Gericht. Alle Beteiligten machten dabei deutlich, dass aufgrund der erheblichen Krankheitsgeschichte der Frau weitere Fehlzeiten wohl nicht komplett ausbleiben werden.

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