Heiraten im Winter? Ja, warum nicht!

Grauer Himmel, Kälte und Nieselregen — na und? Viele Paare entscheiden sich trotz der Jahreszeit für eine Hochzeit in den kalten Monaten.

Eine Hochzeit im Winter ist gar nicht so ungewöhnlich.

Eine Hochzeit im Winter ist gar nicht so ungewöhnlich.

Foto: Patrick Pleul

Selin Yilmaz strahlt vor Freude. In ihrem weißen Hochzeitskleid steuert sie auf das Krefelder Standesamt zu. Ihr Bräutigam Ugur Koclar hält ihr den Schirm. Grauer Nieselregen und Temperaturen um fünf Grad Celsius. Nicht das schönste Wetter zum Heiraten, aber im Winter darf man auch nicht zu viel erwarten, also was soll’s. Braut und Bräutigam sowie alle Hochzeitsgäste nehmen das Wetter gelassen. Außerdem kann man das Ganze ja auch optimistisch betrachten. „Ich stelle mir vor, dass wir unseren Hochzeitstag nächstes Jahr dann gemütlich zuhause feiern, vielleicht fällt Schnee, und Anfang der Weihnachtsferien ist alles entspannt, und wir haben Zeit“, sagt Selin Yilmaz kurz vor der Trauung. Lediglich einen Monat im Voraus haben sie die Hochzeit angemeldet. „Wir wollten es einfach nicht mehr weiter nach hinten schieben. Es sollte jetzt passieren“, erzählt Yilmaz.

Ugur Koclar begründet den Weg zum Traualtar so: „Wir sind seit über sieben Jahren zusammen, sie hat vor kurzem ihr Studium abgeschlossen, ich habe einen festen Job, wir sind zusammen gezogen, es ist einfach der ideale Zeitpunkt.“ Das Paar lebt in Bad Oeynhausen, Selin Yilmaz ist jedoch in Krefeld geboren, und ihre Eltern leben hier, weshalb die Trauung in Krefeld stattfinden sollte.

Die Trauung übernimmt an diesem Tag der Standesbeamte Achim Kesseler. In seiner Rede bedient er sich vieler Metaphern, spricht vom Haifischbecken des Lebens und dem sicheren Hafen der Ehe, jedoch immer mit einem gewissen Augenzwinkern. „Der ist schon cool drauf“, findet Sibel Gencsoy, die zu den Angehörigen der Braut gehört. Für Kesseler sind Hochzeiten in dieser Jahreszeit absolut nichts Ungewöhnliches. „Es hat ja auch ein romantisches Flair. Wir hatten schon Bräute, die durch den Schnee getragen wurden“, berichtet der Standesbeamte.

Auch Trauzeugin Sarah Samsel findet: „Die Jahreszeit ist vollkommen egal. Es kommt nur auf den Partner an. Außerdem ist die große Feier erst im Sommer.“ Tatsächlich sind Hochzeiten im Winter in Krefeld auch statisch gesehen alles andere als unbeliebt. Mehr als 100 Trauungen sind etwa im Dezember angemeldet worden — und damit nicht viel weniger als in den Sommermonaten. Extrem unbeliebt war 2017 hingegen der Januar mit nur 29 Trauungen. Auch aus steuerlicher Sicht hat eine Trauung am Jahresende ihre Vorteile. Alle Steuererleichterungen gelten nämlich rückwirkend für das gesamte Jahr.

Sarah Samsel, Trauzeugin

Seit Inkrafttreten des Gesetztes „Ehe für alle“ haben auch gleichgeschlechtliche Paare Trautermine in Anspruch genommen. Seit dem 2. Oktober des vergangenen Jahres haben sich 47 gleichgeschlechtliche Paare in Krefeld das Ja-Wort gegeben. Im neuen Jahr werden aber sicherlich auch die ersten Trauungen zwischen Mann und Mann oder Frau und Frau bei Sonnenschein im Sommer stattfinden. Selin Yilmaz heißt nun jedenfalls Selin Koclar — und daran konnten weder Nieselregen noch ungemütliche Temperaturen etwas ändern. Die WZ sagt: Herzlichen Glückwunsch!

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