Handwerkerhof: Erfolgskonzept am Schluff

13 Betriebe aus verschiedenen Sparten pflegen im Handwerkerhof gute Nachbarschaft.

Krefeld. Reges Treiben herrscht auf dem Handwerkerhof am Nauenweg: Unablässig werden Lieferfahrzeuge be- und entladen. Die Krefelder bekommen davon allerdings nichts mit, denn die Zufahrt ist unauffällig und der Hof liegt versteckt hinter einer Häuserfassade zwischen Nauenweg, Vorster Straße und Schluff-Bahntrasse.

Dass er inzwischen mit 13 Betrieben ausgebucht ist, ist das Verdienst der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG), die das Gelände 1993 von der ehemaligen Spedition Thommessen erworben hat.

Rund 15 Millionen Euro hat die WFG investiert, um die Lager- und Umschlagsflächen zu handwerklich nutzbaren Mieteinheiten umzubauen. Auch ein neuer Hallenkomplex entstand.

"Doch bis zum heutigen Erfolg war es ein längerer Weg, denn wir mussten lernen, dass sich ein Hof mit reinen Handwerksbetrieben nicht verwirklichen ließ", räumt Hajo Dotzel von der WFG ein.

Noch immer betreiben viele Handwerksbetriebe ihr Geschäft lieber in eigenen Räumen; meist ist die Werkstatt dem Wohnhaus angegliedert.

Damit haben die Bäckermeister Johannes Gruyters - Vater und Sohn haben den gleichen Vornamen - kein Problem. Das Büro mit Sichtkontakt zur Produktion ist klein, aber ausreichend, und die nötigen Sozialräume sind vorhanden.

"Für uns kommt nur eine stadtnahe Lage in Frage, weil wir unsere Kunden mit frischer und qualitativ hochwertiger Ware auf kurzen Wegen versorgen wollen", sind sich beide einig.

Ihr Betrieb an der Rheinstraße platzte "aus allen Nähten, als sich die Gelegenheit im Handwerkerhof bot. Wir wollten expandieren und wussten aus der Zeitung von dem Projekt, das wir wegen der günstigen Verkehrslage stets im Auge hatten", berichtet der Senior.

"Damals waren es noch drei, heute sind es schon acht Filialen in Krefeld, die wir von hier aus drei Mal täglich beliefern", so der Junior stolz.

Der 44-Jährige, der die Familientradition in der fünften Generation (seit 1863) hochhält, leitet inzwischen das Geschäft mit 45 Mitarbeitern und hilft nachts beim Backen kräftig mit. Vater Johannes lässt mit seinen 67 Jahren die Arbeit mit vier Stunden am Tag allmählich ausklingen.

"Die Nachbarschaft im Handwerkerhof funktioniert bestens", freuen sich die Gruyters - "egal ob die Mitarbeiter der anderen Betriebe wegen frischer Brötchen oder zu einem Plausch vorbeischauen".

Über eine gedeihliche Nachbarschaft mit den anderen Betrieben berichtet auch Alfons Landscheidt. Der Diplomchemiker, der einst bei Stockhausen arbeitete, hat sich mit seinem Spezialwissen über die Behandlung von Wasser und Abwasser selbständig gemacht.

Seine Nerolan Wassertechnik war von Beginn an im Handwerkerhof, zunächst zur Untermiete und seit 1997 in selbst gemieteten Räumen.

"Wir haben hier für Labor-, Büro- und Lagerräume ideale Bedingungen vorgefunden - speziell für das Be- und Entladen von Lkws." Im Labor entwickelt Landscheidt immer wieder neue Rezepturen für Chemikalien, die an Abwasserverbände und deren Kläranlagen in ganz Deutschland und nach Dänemark geliefert werden.

"Verantwortlich für die hohe Kundenbindung ist jedoch die technische Beratung vor Ort durch unsere 10 Mitarbeiter", verweist er auf seinen Wettbewerbsvorteil, der dem Unternehmen eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung beschert.

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