Google in Krefeld: Per Mausklick in Nachbars Garten

In Krefeld ist ein Fahrzeug von Google unterwegs. Es filmt Straßen und Häuser. Nicht alle sind darüber erfreut.

Krefeld. Es soll eine Orientierungshilfe für Autofahrer sein. Per Mausklick im Internet. Dank ausgefeilter Technik ist das Suchmaschinen-Unternehmen Google in der Lage, ganze Straßen abzufotografieren und Internetbenutzern zugänglich zu machen. Google-Streetview lautet das Zauberwort. Schön für den, der ein Haus kaufen will, denn jedes Objekt ist dadurch einsehbar.

Doch darin liegt die Krux. Nicht jeder Hausbesitzer möchte sein Eigentum vor aller Welt ausgebreitet wiederfinden. Zumal die Kamera über Mauern und Hecken hinweg auch in Gärten und Höfe hineinblickt und alles ablichtet, was sich dort gerade abspielt. Schon ist in Großbritannien eine Ehe geschieden worden. Ein Mann hatte bei der Internetfahrt durch seine Straße seine Frau in pikanter Situation erkannt.

Auch in Krefeld ist das auffällige Google-Fahrzeug unterwegs. Bei der Stadt bleibt man gelassen. "Wir sind von Google darüber informiert worden", erklärt Stadtsprecher Michael Streubel. Er verweist auf eine Vereinbarung zwischen Google und dem von der Bundesregierung beauftragten Datenschützer von Hamburg, Johannes Caspar. Diese besagt, dass Nummernschilder und Gesichter unkenntlich gemacht werden müssen. "Außerdem hat man über den Datenschützer oder Google selbst die Möglichkeit, Einspruch zu erheben." Allerdings dürfe alles, was sich auf der Straße, also im öffentlichen Raum, abspiele, fotografiert werden.

Damit wird in Krefeld lockerer genommen, was in umliegenden Städten höhere Wellen geschlagen hat. Es sei eine "Unverschämtheit", was da geschehe, wetterte etwa Grevenbroichs Bürgermeister Axel Prüm im Mai, als dort das Suchmaschinen-Fahrzeug durch die Straßen fuhr. Auch in Gladbach und Meerbusch zeigte man sich reserviert. "Durch Streetview kann nicht erkundet werden, ob ein Haus Alarmanlagen besitzt", beruhigt Streubel. Das einzige Problem, das auch in Krefeld Sorgen bereite: Das Fotomaterial geht unbehandelt in die USA-und ist dort dem Zugriff deutscher Datenschützer entzogen.

Eine Niederlage musste Google in Japan einstecken: Nach Beschwerden müssen zwölf Millionenstädte neu abfotografiert werden. Mit einer um 40 Zentimeter abgesenkten Kamera, die nicht mehr über die Zäune blicken kann.

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