Glosse zum Jahreswechsel: Hilfe, der Krefelder Wahnsinn hat Methode

Krefeld. „Komm doch mal rüber!“ Mit solch launigem, fast kumpelhaftem Spruch werben Stadt und Konsorten derzeit dafür, mal nach Krefeld einzufallen. Is’ ja klar: Die Einwohner, die der Zensus geklaut hat, und die irgendwo in einem Loch aus Statistik, Verwaltungswust und vielleicht sogar schnöder Rechenschwäche entschwunden sind, müssen wieder aufgefüllt werden — sonst gibt’s weniger Penunzen, und das ist etwas, das Krefeld so gar nicht gebrauchen kann.

Nothaushalt lautet das Wort der Stunde. Doch während Not andernorts erfinderisch macht, besinnt man sich in Krefeld lieber auf urtümliche Verhaltensweisen, frei nach dem Motto: Wer lauter schreit, hat immer recht. Nein, von einer Glanzstunde der Demokratie kann im Krefeld des Jahres 2013 nun wirklich keine Rede sein.

Dafür von einer Lehrstunde der Psychologie. In der Schrecksekunde — arrgh, die Kohle geht aus — setzt die Schockstarre ein, die sich kurz darauf in Aggressivität entlädt. Da fetzen sich OB und CDU-Fraktionschef, fast alle knüppeln auf die Verwaltung ein und der eine zeigt auf den anderen, weil der ihm das Spielzeug wegnehmen will. Brot und Spiele sind nix dagegen.

Rappzapp ist ein ganzes Jahr vergangen und Regierungspräsidentin Anne Lütkes entpuppt sich als Spielverderberin: Jetzt aber mal aufgeräumt im politischen Kindergarten! Aufgabe: Wir basteln uns einen Nothaushalt. Dass da nur einzelne Bauklötze für Kultur und Soziales übrig bleiben, ist wenig überraschend, auch wenn hier die Rechnung zum Schluss nicht aufgehen mag. Mehr schon dies, dass ein kulturelles Prestigeobjekt wie das Kaiser-Willi-Museum kurz vorm Endspurt ausgebremst werden sollte und so abermals neue Kosten produziert worden wären. Ganz zu schweigen von der Begründung: Ein Museum müsse in erster Linie bewahren. Na klar, wofür braucht es dann teure Ausstellungsräume? Man stelle sich bloß ein KFC-Spiel vor, das auf einem noch huddeligeren Platz ohne Zuschauerränge abgespult wird, ein Ergebnis gibt’s schließlich auch ohne Fans.

Nein — so langsam offenbart der Wahnsinn Methode. Es ist an der Zeit, „komm doch mal rüber“ einfach umgekehrt zu interpretieren — wo bitte gibt’s Asyl für gebeutelte Krefelder?

Eine Doppelseite mit einem ausführlichen Krefeld-Jahresrückblick mit allen Fakten, Namen und Kuriositäten aus 2013 finden Sie in der Dienstagsausgabe der WZ Krefeld.

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