Glosse: Weg mit den ollen Schinken!

Die Politik will ein „Deponiekonzept“ für die Kunstmuseen

Krefel. Kunst kann lästig sein. Sie bringt unliebsame Ideen in die Welt und hat einen Hang zur Penetranz, die, wie schlecht erzogene Engländer gern sagen, zum Schmerz im Hintern der Mächtigen werden kann. Und — was oft unterschätzt wird — Kunst nimmt Platz weg. Der Deutsche mag ja bekanntlich keine voll gestellten Keller und Garagen. Was er Frühjahrsputz nennt, existiert in anderen Sprachen gar nicht.

Wie weit das Großreinemachen in Krefelds Kunstsammlung gehen soll, wurde jetzt eher zufällig bekannt. Ein internes Papier zeigt: Im Bauausschuss hat die Politik einstimmig „die Erstellung eines Deponiekonzeptes zur Unterbringung aller Museumsbestände“ beauftragt. Anders gesagt: Ruft die GSAK, und nichts wie weg mit dem Plunder!

Erst eine Woche später wurde den Verantwortlichen die Sache zu heiß. Das allzu offensichtliche Wort „Deponie“ wurde im Handstreich zu „Depot“. Daneben der unschuldige Vermerk: „Nach Rücksprache korrigiert“.

Dennoch scheint klar: Die Debatte um Lagerfläche und Kunstverkäufe ist nur ein Ablenkungsmanöver. Offenbar hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass sich die ollen Schränke, Schalen und Schinken elegant per Sperrmüll entsorgen lassen. Oder war die Sache mit der Deponie doch nur ein Schreibfehler? Schließlich hatten CDU, FDP und UWG es laut verkündet: Depot? Nie!

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