Wirtschaftlichkeitsprüfung Gibt die Rentenversicherung den Standort Krefeld auf?

Geschäftsführung informiert die 95 Mitarbeiter am Mittwoch über die Wirtschaftlichkeitsprüfung des Standortes.

Krefeld. Als „wegweisendes Modell“ ist das Servicecenter vor Ort der Rentenversicherung an der Grenzstraße 140 im Jahr 1996 gestartet. 20 Jahre später prüft die Geschäftsführung die Wirtschaftlichkeit und denkt auch über eine Schließung in Krefeld nach. Das Gebäude ist dringend sanierungsbedürftig. Über das zeitliche Vorgehen werden die 95 Mitarbeiter am Mittwoch von der Geschäftsführung informiert.

Die Mitarbeiter haben von den Plänen erstmals am 8. März auf einer Personalversammlung erfahren. Seither bangen sie um den Standort. Kündigungen soll es zwar im Falle einer Aufgabe des Standortes nicht geben. Dafür müssten die Mitarbeiter aber künftig die Anfahrt bis nach Düsseldorf in Kauf nehmen.

„Es gibt keine Entscheidung, das Servicecenter Krefeld zu schließen“, sagt Petra Weber von der Pressestelle der Deutschen Rentenversicherung Rheinland der WZ. „Es werden im Moment die Kosten für eine Sanierung des alten Gebäudes berechnet.“

Mitte Juni sollen die Zahlen dem Vorstand in Düsseldorf vorgelegt werden. Erst dann werde überlegt, ob die Sanierungsmaßnahme wirtschaftlich vertretbar sei. Neben Brandschutzmaßnahmen, Modernisierung, Dach und Elektrik müsse auch geschaut werden, ob möglicherweise Asbest entsorgt werden müsse.

„Wir betreuen 300 000 Versicherte in Krefeld und dem gesamten Umland; allein im vergangenen Jahr hatten wir 26 600 Besucher“, sagt Dienststellenleiter Peter Mutziol. Die ortsnahen Dienstleistungen reichen von der exakten Pflege über die individuelle persönliche Beratung in allen Rentenfragen bis hin zur medizinischen oder beruflichen Rehabilitation sowie zur präzisen Berechnung und Zahlung von Renten an die Versicherten oder ihre Angehörigen. „Wir haben 2015 rund 5000 Rentenbescheide festgestellt und rund 10 000 medizinische und berufliche Reha-Anträge“, beschreibt Mutziol den Umfang.

Sollte es künftig durch die Rentenversicherungsanstalt keine wohnortnahe Betreuung in allen Rentenfragen mehr in Krefeld geben, kommen neue Kosten auf die Stadt Krefeld zu. Das Vorhalten eines Versicherungsamtes ist nämlich eine Pflichtaufgabe der Kommune.

Bislang ist bei der Stadt nur ein Mitarbeiter mit Rentenversicherungsfragen beschäftigt. Laut Berechnung von Fachleuten müsste die Stadt bei Aufgabe des Service-Zentrums in Krefeld selber zehn bis 15 zusätzliche Mitarbeiter im Rathaus einsetzen. Von 1,5 Millionen Euro zusätzlicher Personalkosten ist die Rede.

Die Mitarbeiter der Deutschen Rentenversicherung sind ob des Ergebnisses der Wirtschaftlichkeitsprüfung eher skeptisch und fürchten, dass die Entscheidung für die Schließung schon gefallen ist und die Dezentralisierung wieder aufgegeben wird. Ähnlich wie bei der Barmer GEK. Erst 2010 hatte die Krankenkasse vier Etagen des renovierten Gebäudes am Ostwall 175 bezogen, jetzt wird Personal abgebaut und — bis auf die Geschäftsstelle — die anderen Bereiche in anderen Städten zentralisiert.

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