Georg Stumpf verlässt die Aids-Hilfe und baut ein Haus

Einst kam er eher durch Zufall in die Institution an der Rheinstraße und blieb 30 Jahre.

Georg Stumpf verlässt die Aids-Hilfe und baut ein Haus
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Es wird mir schwerfallen aufzuhören“, sagt Georg Stumpf, der im Laufe der Jahre zu einer Institution bei der Aids-Hilfe Krefeld geworden ist und nach 30 Jahren heute seinen letzten Arbeitstag hat. 1987 war er vom Arbeitsamt im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zur Aids-Hilfe vermittelt worden. Zuvor hatte er als gelernter Kaufmann bei einer Krankenkasse gearbeitet. Jetzt gab er zusammen mit Peter Ditz vom Vorstand der WZ ein Interview.

Herr Stumpf, was waren Ihre Aufgaben hier im Haus?

Georg Stumpf: Ich war vor allem für die Verwaltung zuständig, also Organisation, Buchhaltung und Personal. Da bei uns aber die Betroffenen, die Hilfe brauchen, immer im Mittelpunkt stehen, war ich am Telefon oft der erste Ansprechpartner und habe viele Beratungen durchgeführt, wenn die Kolleginnen nicht verfügbar waren.

Sind Sie dafür als gelernter Kaufmann weitergebildet worden?

Peter Ditz: Georg hat an mehreren internen und externen Schulungen teilgenommen, die von der Aids-Hilfe Deutschland bundesweit angeboten werden.

Hat sich der Umgang mit dem Thema für Sie und die Betroffenen im Laufe der 30 Jahre verändert?

Stumpf: Ja. Am Anfang liefen viel mehr Kontakte über Telefon, weil es die Betroffenen Überwindung kostete, sich zu outen. Heute ist der Umgang mit dem Problem lockerer und gelöster. Vorurteile gibt es zwar nach wie vor, aber sie sind inzwischen weniger weit verbreitet. Die Gesellschaft hat gelernt, mit dem Problem Aids zu leben, weil Aids weitgehend seinen Schrecken verloren hat.

Ditz: Das hat aber auch zwei Seiten, weil die Risikobereitschaft steigt.

Wie beurteilen Sie heute Ihre 30-jährige Tätigkeit?

Stumpf: Ich hätte mir nie erträumt, solange bei der Aids-Hilfe zu bleiben. Aber es hat mir so viel Spaß gemacht und ich habe so viele interessante Menschen kennengelernt, dass ich dabeigeblieben bin.

Ditz: Unser Klientel kommt entgegen allgemeiner Vorstellungen aus allen Bevölkerungsschichten.

Wie ist Ihnen am letzten Arbeitstag zumute?

Stumpf: Mir werden vor allem die Gespräche mit den Kolleginnen und den Klienten, aber auch die Kontakte mit anderen Institutionen fehlen. Bis Januar werde ich noch zwei- oder dreimal pro Woche kommen, um meine Nachfolgerin einzuarbeiten.

Haben Sie Pläne für Ihren Ruhestand?

Stumpf: Ich freue mich darauf, mehr Zeit in meinem Wochenendhaus an den Niepkuhlen verbringen zu können. Ich plane, ein Minigewächshaus zu bauen. Aber der Plan, mit dem Schiff um die Welt zu segeln, wird wahrscheinlich ein Traum bleiben.

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