Geologischer Spaziergang: Was aus Skandinavien zum Hülser Berg kam

Beim geologischen Spaziergang auf dem Hülser Berg erfahren die rund 60 Teilnehmer viel Wissenswertes.

Hüls. Es ist schon spannend, was der Spaziergänger auf dem Hülser Berg so unter seinen Füßen hat: nicht einfach Blätter und Erde, sondern Steine und Geröll von der Ostsee, beispielsweise auch aus Skandinavien oder rund gewaschene Rheinkiesel. Die Wanderer müssen sie nur erkennen. Was sie nicht mehr sehen können, ist Wasser an der Eremitenquelle auf dem Berg, sie ist versiegt. Rund 60 sehr interessierte Teilnehmer sah der geologische Spaziergang bei herrlichem Herbstwetter auf der Stauchendmoräne, wie der Hülser Berg auch bezeichnet werden kann. Er entstand vor rund 250 000 Jahren.

Jüngste Luftaufnahmen haben gezeigt: „Die bisher bekannte Doppelwallanlage, an der die Quelle liegt, ist sogar eine Dreifachwallanlage und unterstreicht die hohe Bedeutung der eisenzeitlichen Siedlung hier“, erklärt Stefan Kronsbein, Quellenforscher und Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins in Krefeld. „Warum das hervortretende lebenswichtige Wasser nicht innerhalb der Wälle liegt, ist ungeklärt.“ Klar ist jedoch, dass sie ihren Namen von einem Einsiedler hat, der dort vor 1805 gelebt hat. „Er soll ein Heilkundler gewesen sein, vielleicht ein gläubiger Mönch, der die Einsamkeit suchte, oder vielleicht hat er selbst Burnout gehabt“, erklärt Kronsbein und schmunzelt.

Teilnehmer Karl-Hein Christmann ist über die Infos zur Geschichte „geradezu begeistert“. Die Eremitenquelle ist 1904 eingefasst worden, weil sie und ihr klares Wasser eine große Anziehungskraft besaßen, ist aber mittlerweile trocken gefallen. Warum, ist nicht geklärt. Das könnte sich ändern: „Wir könnten Bohrungen durchführen, um vielleicht festzustellen, ob das Wasser sich einen anderen Weg sucht“, erläutert Gerhard Milbert, Bodenkundler vom Geologischen Dienst NRW. Er hat die Teilnehmer bereits zu einem „Aufschluss“, einem tief gegrabenen Loch im Waldboden, geführt, um die oberen Erdschichten zu erklären: die Deckschicht und darunter eine fast zwei Meter hohe Staubschicht aus Flugsand. Sie entstand in einem kalt-trockenen Klima einer vegetationsfreien Fläche, über die stetig der Wind wehte.

Einige Leute nehmen sie in die Hand, sie ist körnig und staubtrocken. Anders fühlt sich die Lehmschicht darunter an. „Sie staut das Wasser für den Sommer. Das ist gut für die Buchen“, sagt Milbert.

Teilnehmerin Lena Junker hält ein Klümpchen Lehm in der Hand. „Es ist wie aus der Töpferei“, findet sie und betrachtet lächelnd ihre lehmigen Hände. „Es ist schön, diesen Spätsommer mit den vielen Nachrichten zu genießen.“

Nur wenig weiter stehen alle vor einer von Menschenhand angelegten Heidelandschaft. Auch diese Landschaftsform soll erhalten werden. Junker will wissen, was passiert, damit die wild schießenden Birken nicht die Oberhand gewinnen. „Mitglieder des Nabu pflegen den Bereich“, lautet die Antwort. „Als die nährstoffarme Fläche durch Abtragen der Humusschicht angelegt wurde, öffneten sich die darunter ,schlafenden‘ Samen.“

Ulrike Ahlborn stammt aus Köln und lebt in Kalifornien. Die Biologin ist auf Deutschlandbesuch und zufällig auf die Gruppe getroffen. Sie ist begeistert: „Ich lerne immer noch etwas hinzu.“ Das sieht auch Hildegard van Kann so: „Ich habe noch nie so viele Infos über den Hülser Berg gehört. Gut hat mir die Heidelandschaft gefallen. Interessant ist auch die Tatsache, dass die Gletscher Material von Skandinavien über Norddeutschland in die Landschaft am Niederrhein transportierten und zum Hülser Berg stauchten.“

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