Generalmusikdirektor Graham Jackson soll gehen

Der Chef der Sinfoniker bekommt wohl keine Vertragsverlängerung. Sein Verhältnis zum Orchester gilt als schwierig.

Krefeld. Die Zeit von Graham Jackson als Generalmusikdirektor der Niederrheinischen Sinfoniker geht offenbar zu Ende. Nach WZ-Informationen soll sein bis August 2011 gültiger Vertrag nicht verlängert werden. Eine mit Experten besetzte Findungskommission soll zügig mit der Suche nach einem Nachfolger beginnen.

Die endgültige Entscheidung über Jacksons berufliche Zukunft in Krefeld und Mönchengladbach trifft am Mittwochabend das Theaterkuratorium. Es wird im nichtöffentlichen Teil unter dem Tagesordnungspunkt Personalangelegenheiten über den entsprechenden Vorschlag der Kulturdezernenten Roland Schneider (Krefeld) und Gerd Fischer (Mönchengladbach) abstimmen. Eine Mehrheit gilt als wahrscheinlich.

Die offizielle Begründung, die Zusammenarbeit zu beenden, hat mit den spezifischen Arbeitsbedingungen an deutschen Bühnen zu tun. Jackson, Jahrgang 1966, bekleidet das Amt bereits seit 2003 - ein Wechsel nach acht Jahren ist in der Branche absolut üblich, um künstlerisch neue Impulse zu bewirken.

Allerdings ist es ein offenes Geheimnis, dass der junge resolute Brite intern umstritten ist. Ihm wird ein gewisser Eigensinn nachgesagt, auch seine Personalentscheidungen sorgten in der Vergangenheit für Unmut. Das Verhältnis zu Teilen des Orchesters und zu einigen Solisten gilt als nachhaltig gestört. Andere Insider sprechen von professioneller Zusammenarbeit. Wirklich beliebt jedoch war Jackson im Orchester wohl nie.

Die Situation eskalierte vor drei Jahren, als ein anonymer Brief mit schweren Vorwürfen auftauchte. Der Schreiber warf Jackson vor, schlechte Stimmung zu verbreiten. Sein Führungsstil und sein Verhalten gegenüber Gesangssolisten sei "fast schon als Mobbing" zu bezeichnen. In dem Brief wurde die aktuelle Lage im Orchester mit einem "Dampfdrucktopf" verglichen. Mögliches "Entlastungsventil": eine Nicht-Verlängerung des Vertrags mit Jackson.

Damals reagierten die Dezernenten, Generalintendant Jens Pesel und der von den Musikern gewählte Orchestervorstand einhellig: Anonyme Briefe helfen keinem weiter. Der Betriebsratsvorsitzende verwies auf blank liegende Nerven am Ende der Spielzeit, Jackson selbst verweigerte jeden Kommentar. Doch die Vorwürfe blieben letztlich im Raum stehen. Gut möglich, dass sie Jackson, der noch Anfang des Jahres an der Seite von Jens Pesel und dessen Stellvertreter Christian Tombeil engagiert gegen finanzielle Einschnitte am Theater gestritten hatte, nun mit Verspätung zum Verhängnis geworden sind.

Auch der Vertrag des Intendanten, der Mitte 2010 ausläuft, könnte unter Personalangelegenheiten am Mittwoch noch einmal für Diskussionsstoff sorgen. Nach WZ-Informationen wünscht sich Jens Pesel für die letzten zwei Spielzeiten seiner Intendanz eine "Gagen-Anpassung".

Analog zur Tariferhöhung im öffentlichen Dienst soll sein Gehalt nachträglich ab 2008 um 2,9 Prozent, ab 2009 um weitere 2,8 Prozent steigen. Das freie Aushandeln der Summe ist offenbar Teil seines Vertrags, die letzte Erhöhung soll es 2004 gegeben haben.

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