Ausgrabung Gelduba: Strukturen des römischen Dorfs werden erkennbar

Krefeld. Links und rechts der fast 2000 Jahren alten römischen Straßentrasse durch das nördliche Vicus von Gelduba markieren rote Umrandungslinien Fundstellen. In ihnen stecken nummerierte gelbe Zettel, die mit einem Nagel fixiert sind.

An der Straßentrasse überlagern sich vorrömische und römische Siedlungsspuren.

An der Straßentrasse überlagern sich vorrömische und römische Siedlungsspuren.

Die freigelegten Flächen in der einstigen Römersiedlung in Krefeld zieren zahlreiche solcher roten Linien und Zettel. Jede verbirgt einen Teil jenes großen Puzzles, das zurzeit vom Team rund um den Stadtarchäologen Dr. Hans Peter Schletter zusammengetragen wird.

Viele dieser Fundstellen sind bereits untersucht, doch längst nicht alle. Durch die gewonnenen Daten werden den Archäologen allerdings schon jetzt neue Erkenntnisse ermöglicht. „Die Struktur des Vicus ist gut erkennbar. Der bisherige Blick auf das Vicus wird sich sicherlich ändern“, sagt Schletter.

Alle Fundstellen, alle Strukturen auf dem insgesamt 3,7 Hektar großen Grabungsgelände werden sofort elektronisch erfasst. So ergibt sich auf dem Computer aus vielen einzeln Punkten, also den gelben nummerierten Zettel auf den Grabungsflächen, immer mehr eine Übersicht, was wo in welchem Jahrhundert stand. „Auf dem Areal überlappen sich verschiedene alte Siedlungsbereiche“, erkennt Schletter aus diesen Daten.

Neben vorrömischen Besiedlungsspuren zeichnet sich die klare, rechtwinklige Bebauung aus der römischen Zeit ab und damit auch das Alltagsleben in diesem Lagerdorf: An den Straßen und Wegen durch das Lagerdorf standen Streifenhäuser. In diesen Gebäuden wohnten und arbeiteten Handwerker und Händler. „In den Hinterhöfen finden wir Latrinen und Öfen“, berichtet der Archäologe. Einen gut erhaltenen Ofen zur Herstellung von Keramikaus dem zweiten oder dritten Jahrhundert nach Christus legt das Team zurzeit frei. Dort wird auch das fast 2000 Jahre alte Geländerelief offengelegt: Die Römer haben gleich neben dem Ofen Lehm für dessen Bau entnommen. Nachdem das aus späterer Zeit stammende Füllmaterial entfernt worden ist, sind diese kleinen Kuhlen gut zu sehen. Rund um den Ofen finden sich einige große, schwarze Flecken. Dabei handelt es sich um Abfallgruben von der Keramikherstellung, durchsetzt mit diversen Scherben, manchmal fast ganzen Gefäßen. So lasse sich nun auch nachvollziehen, was dort produziert worden ist.

Unmittelbar neben diesem Fundbereich klafft ein metertiefes Loch. Dort hat das Team einen Brunnen entdeckt. „Hier müssen wir noch etwas tiefer graben, um an den Grund zu gelangen“, erklärt Schletter. Denn am Grund finden sich Spuren aus der Nutzungszeit des Brunnens. „Zusammen mit dem Füllmaterial können wir dann datieren, wann und wie lange der Brunnen für die Wasserversorgung diente“, so der Archäologe. Am Rand des aktuellen Grabungsareals kommen zudem mehrere Feldbacköfen zum Vorschein. Nach einer ersten Einschätzung stammen diese aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. „Wir haben auch an einer anderen Stelle mehrere dieser Öfen gefunden“, sagt Schletter. Ob sie einer Siedlung oder dem Heer, das 69 nach Christus während der Bataverschlacht hier lagerte, zuzuschreiben sind, bleibt jedoch vorerst offen.

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