Geheimsache, die keine war - Zoll kontrolliert Securities

Zollfahnder kreuzten vor der Grotenburg auf. Gesucht: Schwarze Schafe unter den Sicherheitsleuten. Die wussten Bescheid.

Krefeld. Es war eine geheime Mission. So geheim, dass der bereits am Dienstag eingeladenen Presse erst eine Stunde vor dem Einsatz am Samstag die Zielgruppe der Überraschungskontrolle verraten wurde — bei der Dienstbesprechung in der Zweigstelle des Hauptzollamtes an der Gatherhofstraße 101. Bundesweit hatten in der vergangenen Woche Zollfahnder Dienstleister in der Wach- und Sicherheitsbranche ins Visier genommen: Schwarzarbeit und Verstöße gegen den gesetzlich festgelegten Mindeststundenlohn (seit 1. März 8,09 Euro) sollten aufgedeckt werden.

Die polizeigleichen Einsatzwagen bezogen in diskretem Abstand Stellung auf dem Zooparkplatz, um Punkt 16 Uhr, zwei Stunden vor Beginn der Partie des KFC gegen Velbert, zum Funktionärsparkplatz an der Violstraße vorzustoßen. Eine Wagenbesatzung sicherte den Hinterausgang, auf dass kein schwarzes Schaf entweiche.

Der Vorstoß erfolgte just in dem Moment, als sich gemutmaßte „36 bis 38“ Ordnungskräfte zur Dienstbesprechung mit Polizeibeamten in dem hässlichen Container auf dem Schotterparkplatz trafen. Tatsächlich waren es keine 30 Securities. Die acht Kollegen nahmen die Personalien der Ordnungshüter auf, stellten Fragen nach dem Beschäftigungsverhältnis oder Fahrtkostenerstattung. Der Presse bot sich ein harmonisches Bild.

Dann fiel dem Pressesprecher des Hauptzollamtes fast die Kinnlade herunter. Alwin Bogan wurde nämlich von einem Mitarbeiter des Sicherheitsunternehmens gefragt, ob er mal eben nach Hause fahren dürfe, um seinen Sozialversicherungsausweis zu holen. „Den habe ich vergessen. Dabei hat mein Chef am Mittwoch allen gesagt, bringt am Samstag zum Spiel alles mit.“ Geheimsache? In der Branche hatten sich die bundes- und landesweiten Zollkontrollen wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Es war also damit zu rechnen, dass Krefelder Fahnder zum Krefelder Fußballstadion kommen werden.

124 Sicherheitskräfte und externe Werkschutzleute in 33 Krefelder Betrieben — von Siempelkamp bis zur Parfümerie Douglas — sind in der vergangenen Woche von Mitarbeitern des Hauptzollamtes kontrolliert worden. Dabei kristallisierten sich 14 Verdachtsfälle heraus, die in den kommenden Tagen näher überprüft werden. Zehnmal sind Geschäftsunterlagen und Lohnabrechnungen unter die Lupe genommen worden. Den Einsatzleitern Manuel Maaßen und Thomas Butzen (beides Zollobersekretäre) war klar, dass die Ausbeute in dieser Branche geringer ausfallen würde als beispielsweise bei Überraschungsbesuchen in der Gastronomie.

Geahndet werden Verstöße mit Ordnungswidrigkeitsbescheiden oder — im Ermessen der Staatsanwaltschaft — mit Strafbefehlen oder einer gerichtlichen Hauptverhandlung. „Haftstrafen sind höchstens mal gegen Unternehmer verhängt worden“, berichtet Pressesprecher Alwin Bogan. Aber auch die nebenher geforderte Rückzahlung von Arbeitslosengeld und Sozialversicherungsbeiträgen treffe Schwarzarbeiter empfindlich.

Der Job beim Zoll ist sicher (Bogan: „Bei uns werden alle Azubis übernommen.“) aber auch zeitintensiv. Die Ruhepause für einige Mitarbeiter zwischen der Kontrolle im Stadion und der Überprüfung von Gaststätten zusammen mit Polizei und Ordnungsamt von Freitag auf Samstag (siehe Kasten oben) betrug weniger als 14 Stunden.

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