Gedichte über das Leben

Wolf-Rüdiger Bretzke veröffentlicht mit „So geht das auch nicht!“ sein zweites Buch. Jan Kalff hat es bebildert.

Gedichte über das Leben
Foto: Dirk Jochmann

Die Ergebnisse seiner Dichtkunst sind Wolf-Rüdiger Bretzke (73) schon wichtig. „Aber es geht mir auch um den Prozess, um das Dichten selbst“, sagt der Krefelder. Als promovierter und habilitierter Betriebswirt, Hochschullehrer, Manager und Unternehmensberater schrieb er viele Fachbücher. Bereits als Moltke-Schüler hatte er sich mit Versen versucht, aber später diese Form des Schreibens nicht weiter betrieben: „Im Ruhestand habe ich die Liebe zum Dichten wiederentdeckt“, sagt er zur Begründung seiner erneuten Buchveröffentlichung nach dem ersten Buch „Mittendrin und draußen vor“.

„Im Alter ruft die Seele nach Erfüllung, ich schreibe aus einem Drang heraus“, sagt Bretzke. „So geht das auch nicht!“ ist das Werk bezeichnet, das im Untertitel den Inhalt so umschreibt: „Gedichte über das Leben als Solches.“ Im Krefelder Sassafras-Verlag von Barbara Düsselberg ist der 118-seitige Band erschienen. „Wir waren uns direkt einig, dass diese Lyrik zu uns passt“, sagt die Verlegerin und Druckerin, die an der Dreikönigenstraße die Familientradition fortsetzt. Den Kontakt stellte Jan Kalff (65) her, der Krefelder Künstler hatte schon das erste Buch von Bretzke bebildert.

Die 18 Holzschnitte sollen aber keine bloße Illustration sein. „Ich bin auf die Gedankenwelt eingegangen und habe die Texte als Ursprung gesehen, aber die Drucke eröffnen eine zusätzliche Welt“, sagt Kalff. Die Welt des Dichters ist eine, die sich an großen Vorbildern orientiert. Heinrich Heine sowieso, aber auch Joachim Ringelnatz, Christian Morgenstern und Robert Gernhardt gehören dazu.

Aus einem Fundus von Erlebnissen schöpft Bretzke und sagt: „Die Reimform zwingt zur Präzision.“ Spottgesang, Satire und Ironie will er pflegen, dabei aber nie destruktiv werden. Er will die Leser nicht belehren, sie sollen schmunzeln und nachdenken.

Oft sind die kurzen, gereimten Zeilen auf eine Pointe angelegt, aber es schwingt auch philosophisches Gedankengut mit. „Was ist die Zeit?“ ist eine Frage, die ihn beschäftigt. So fängt das Buch auch mit einem Gedicht über Adam an, der seine Scham verhüllen wollte, aber nicht wusste, wo sie war. Auf dem Buchtitel ist dazu ein Adam, von Kalff grob umrissen in die Holzplatte geschnitten, zu sehen, der mit einem Blatt seinen Kopf versteckt. Kalff hat reduzierte Umriss-Figürlichkeiten gestaltet, meist Menschen-Köpfe und -Körper, auch mal einen Haus-Umriss oder einen Hahnenkopf.

„Humor ohne Ernst ist haltlos, und Ernst ohne Humor ist aussichtslos“ — das sagt der Autor in seinem Vorwort. Das wird der dem Humor zugeneigte Leser spüren, der Reime entdeckt, die sich tatsächlich lustig reimen. Und dabei merkt, dass lyrisches Schaffen nicht immer mit dem Pingeligkeitsmaßstab gemessen werden muss, wenn es als lesenswert bewertet werden soll.

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