Fusion von Fichte- und Arndt-Gymnasium: Das Ziel sind 100 Fünftklässler

Zum Sommer sollen Fichte und Arndt zu einem Gymnasium zusammenwachsen. Schulleiter favorisiert Abitur nach 13 Jahren.

Krefeld. Die nächsten Wochen werden spannend für Schüler, Eltern und Lehrer an Arndt- und Fichte-Gymnasium. Seit Monaten arbeiten beide Schulen unter Hochdruck daran, bis zum Sommer zu einem Innenstadt-Gymnasium zusammenzuwachsen. Ob sich das Engagement auszahlt, wird sich wohl auch an den Anmeldungen in der kommenden Woche zeigen: „Gemeinsam wollen wir künftig Vierzügig sein — das muss unser Ziel sein“, betont Hans-Jörg Richter, seit vergangenem Sommer Schulleiter des Arndt-Gymnasiums und bald Herr über zwei Schulstandorte — an der Dionysius- und an der Lindenstraße. „Wir hoffen und rechnen mit etwa 100 Anmeldungen zum neuen Schuljahr“, wagt Richter eine vorsichtige Prognose. „Und es ist unser mittelfristiges Ziel, diese Zahlen auch zu halten. Wir sind guten Mutes.“

Viel Herzblut haben zwei Arbeitsgruppen, darunter Schüler- und Elternvertreter, seit vergangenem Sommer in die Entwicklung eines neuen Schulkonzepts gesteckt. Dazu gehört es auch, das Fichte-Gymnasium nicht ab dem nächsten Schuljahr im Sommer sukzessive auslaufen zu lassen, sondern den Kooperationsprozess so zügig zu gestalten, dass beide Schulen dann bereits als neues Innenstadtgymnasium an zwei Standorten an den Start gehen können: An der Dionysiusstraße (heutiges Arndt) sollen die Fünft- bis Achtklässler unterrichtet werden, die Schüler der neunten Klassen bis zur Oberstufe besuchen künftig den ehemaligen Fichte-Standort an der Lindenstraße.

Ob die Schule pünktlich zum neuen Schuljahr auch einen neuen Namen hat, steht heute noch nicht fest, wohl aber, dass sich die Leitgedanken beider Gymnasien — „Individualität — Vielfalt — Solidarität; entdecken — leben — fördern“ darin wiederfinden sollen, wie Schulleiter Hans-Jörg Richter betont. „Wir wollen die Stärken beider Schulen miteinander verbinden.“ Dazu gehöre am Arndt seit mehreren Jahren die Inklusion, „auch in Zukunft Schule gemeinsamen Lernens zu sein ist uns ganz wichtig, wir haben damit gute Erfahrungen gemacht“, am Fichte sei es die Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher. „Es wird eine Herausforderung, wenn heute bereits heterogene Lerngruppen künftig noch heterogener werden, aber dieser Herausforderung wollen wir uns stellen.“

Es wird nicht die einzige Herausforderung bleiben. Eine weitere? Zwei Schulstandorte mit insgesamt 900 Schülern, die zwar beide in der Innenstadt, aber trotzdem gut 800 Meter voneinander entfernt liegen, miteinander zu verbinden. „Wir werden jetzt Dienstfahrräder für Lehrer anschaffen, damit sie möglichst schnell von der Dionysiusstraße zur Lindenstraße pendeln können, und umgekehrt“, sagt Richter.

Sorge haben den Eltern der Arndt-Schüler anfangs die Frage des Offenen Ganztags gemacht, wie Elternvertreterin Sabine Fruhen erklärt. An der Dionysiusstraße gibt es mit „Arndt nach Eins“ zwar ein individuelles Programm, bei dem Schüler zwischen 13 und 16 Uhr am Nachmittag betreut werden können — aber kein verpflichtendes Ganztagsangebot wie derzeit am Fichte. „Eine Befragung unter unseren Eltern hat aber schnell ergeben, dass ein verpflichtendes Angebot von gerade mal fünf Prozent der Eltern gewünscht ist“, sagt Sandra Fuertes-Romero, Elternvertreterin am Fichte. Überhaupt: Die Gespräche seien von Anfang an überraschend positiv und ergebnisorientiert verlaufen. „Wir arbeiten auch in der Elternschaft stark zusammen“, betont Fruhen.

Nicht jeder kann oder möchte den Weg von Arndt und Fichte zu einem gemeinsamen Gymnasium mitgehen: Etwa 80 Prozent der Lehrer wechseln zum neuen Schuljahr ab 1. August vom Fichte zum Arndt — „wer das nicht möchte, hat einen Versetzungsantrag, zum Beispiel aus persönlichen Gründen, gestellt“, erklärt Richter. Hierzu gehöre auch der heutige Fichte-Schulleiter Andreas Kries.

Neben der Wahl der für sie richtigen Schule, treffen Schüler und Eltern bei der Anmeldung in wenigen Tagen automatisch auch eine weitere Entscheidung: für G 8 oder G 9. Noch sei die Rechtslage noch nicht so weit, dass die Gymnasien sich tatsächlich für oder gegen das Turbo-Abi entscheiden könnten, wie der Schulleiter betont, aber: „Ich lehne mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass unsere neue Schule sich — wie wohl 90 Prozent der Gymnasien in NRW — für G 9 entscheiden wird.“

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