Fusion: Ärger über die knallharte Tour des Bischofs

Reaktionen auf die Anordnung aus Aachen, dass die Pfarren im Osten Anfang Januar zusammengehen müssen.

Düsseldorf. Die Entscheidung des Bischofs kam nicht überraschend für die katholischen Kirchen in Uerdingen, Linn, Gellep und Gartenstadt eine Fusion anzuordnen. Und doch: Die Enttäuschung ist groß. "Ich hätte mir gewünscht, dass das Bistum nicht die knallharte Tour fährt", formuliert Johannes Dörnemann, Mitglied des Kirchenvorstands in Gartenstadt.

Noch im April dieses Jahres hieß es, dass die Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Ost künftig aus drei Pfarren bestehen solle: aus den fusionierten Linner Pfarren, Gellep-Stratum und den fusionierten übrigen Gemeinden.

Im Sommer jedoch wurde bekannt, dass die Pläne des Bistums weiter gehen, eine Komplett-Fusion angestrebt wird. Als Alternative wurde später folgende Variante zur Disposition gestellt: Innerhalb der GdG hätten Linn und Gellep fusionieren sollen, ebenso wie die übrigen Pfarreien. Ein Kirchengemeindeverband (KGV) hätte gegründet werden müssen. Der dient als Träger für Personal, Kindergärten und Jugendheime.

Vom Bistum habe man aber keine Garantie geben wollen, dass ein solches Konstrukt mindestens zehn Jahre Bestand haben, nicht doch eine Fusion angeordnet werden würde, kritisiert Dörnemann. Für die Gemeinden hätte dies also erneut Unsicherheit bedeutet. Somit sahen sich die Kirchengremien vor eine Wahl zwischen zwei Lösungen gestellt, die sie beide nicht wollen.

Schlaflose Nächte habe es gegeben, zahlreiche Sitzungen. "Für uns Ehrenamtliche eine schwierige Situation", sagt Dörnemann. Und Hans-Georg Liegener, stellvertretender Kirchenvorstandsvorsitzender in St.Heinrich (Uerdingen), setzt hinzu: "Vor allem die Sorgen in Linn haben wir schon sehr ernst genommen."

Dort zeigt man sich entsprechend geschockt: "Mit Bestürzung und Bedauern haben wir die Entscheidung entgegengenommen", erklärt Dirk Bongartz, stellvertretender Kirchenvorstandsvorsitzender in Linn. "Wir haben für einen Kirchengemeindeverband gestimmt und ihn auch für die sinnvollere Alternative gehalten, um schrittweise zusammenzuwachsen, denn die Gemeinden hätten dafür nicht aufgelöst werden müssen."

Dennoch: Nicht nur für Liegener sprechen gegen einen KGV drei Gründe. Zum einen bedeute dieser zusätzliche Komplexität, er sei undemokratischer als ein Kirchenvorstand, da weniger ehrenamtliche Vertreter an den Entscheidungen beteiligt sind, und er überdauere womöglich nur wenige Jahre.

Daher habe man sich letztlich dagegen ausgesprochen, wohlwissend, dass dies eine komplette Fusion bedeuten würde. Die Anordnung hat man Bischof Heinrich Mussinghoff jedoch nicht abnehmen wollen. Denn Dörnemann fühlt sich durch das Vorgehen des Bistums ausgenutzt, Entscheidungen zu treffen, "die man nicht will".

Letztlich wollen Liegener, Bongartz und Dörnemann aber mit Hoffnung in die Zukunft blicken. "In der Fusion muss auch eine Chance gesehen werden", appelliert Dörnemann. "Wir müssen jetzt als Christen aufeinander zugehen und das Beste für die Gemeinden anstreben."

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