Schulen Für die Inklusion fehlen Lehrer

Neue Fachstelle soll an den Start gehen. Gesamtschulen sind bei Förderkindern besonders beliebt.

Mehr als die Hälfte aller Krefelder Grundschulen bieten gemeinsames Lernen an. Die Fischelner Südschule ist eine davon.

Mehr als die Hälfte aller Krefelder Grundschulen bieten gemeinsames Lernen an. Die Fischelner Südschule ist eine davon.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Der Sohn von Martina Moser (Name geändert) ist ein sogenanntes Förderkind. Er besucht mit acht weiteren Kindern mit besonderem Förderbedarf die Klasse einer Krefelder Gesamtschule. „Im vergangenen Jahr gab es da eine deutliche Unterversorgung im pädagogischen Bereich“, sagt die Mutter. Seitdem habe sich viel getan. „Seit diesem Schuljahr gibt es 50 Prozent mehr Unterstützung“, findet Moser, glaubt aber auch: „Die Gesamtschulen sind überfordert, Förderkindern gerecht zu werden.“

Inklusion — für die Stadt steht das Thema auf der Agenda weit oben. Die Einrichtung einer Fachstelle „schulische Inklusion“, in der sich eine schulische Fachkraft gemeinsam mit einem Mitarbeiter der Verwaltung etwa um Fördermittelakquise, den Aufbau von Netzwerken und die Einzelfallberatung von Eltern kümmert, ist geplant. Der Ausschuss für Schule und Weiterbildung hat das Thema Inklusion in seiner jüngsten Sitzung als Schwerpunkt gesetzt. „Schule ist eben nicht nur vier Klassenräume links und rechts des Ganges, ein Lehrerzimmer und eine Toilette. Schule ist viel mehr“, sagt Schul-Fachbereichsleiter Jürgen Maas, der die Entwicklung der inklusiven Beschulung in Krefeld im Ausschuss präsentierte.

Neben vier städtischen und zwei Förderschulen des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) gibt es in Krefeld sogenannte Schulen des gemeinsamen Lernens. Dazu gehören in Krefeld derzeit 15 von 28 städtischen Grundschulen. Schüler „mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf erhalten damit ein wohnortnahes Angebot“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Eine „sukzessive Einbindung der übrigen Schulen“ sei sichergestellt. Auch drei von vier städtischen Haupt-, alle drei Real- sowie vier von fünf Gesamtschulen und drei von acht Gymnasien sind Schulen des gemeinsamen Lernens.

Statistiken zeigen: Die Zahl der Kinder mit Förderbedarf, die an Schulen des gemeinsamen Lernens unterrichtet werden, ist in den vergangenen Jahren an Grund- und weiterführenden Schulen stetig gestiegen: An den Grundschulen stehen aktuell 351 Schüler 205 Förderschülern gegenüber. 443 Schüler mit Förderbedarf besuchen eine weiterführende, 302 die Sekundarstufe I einer Förderschule. Bei den Förderschwerpunkten wird zwischen Hören und Kommunikation, Sehen, Geistige Entwicklung, Körperliche und motorische Entwicklung sowie Lernen, Emotionale und Soziale Entwicklung und Sprache (LES) unterschieden. Am höchsten ist der Bedarf im Bereich LES — mit deutlichem Abstand: An den Grundschulen sind das fast 90 Prozent der Schüler.

Obwohl die Schülerzahlen an den Schulen des gemeinsamen Lernens steigen, „gehen die Zahlen an Förderschulen landesweit und auch in Krefeld kaum zurück“. Zu diesem Schluss kommt Angelika Frücht von der schulfachlichen Aufsicht der Bezirksregierung. Die Folge: Schulen des gemeinsamen Lernens sollen stärker gebündelt und vorerst keine neuen Standorte eröffnet werden. Auch im Sinne der Qualitätssteigerung sei es sinnvoller, „mehrere Pädagogen an eine Schule zu schicken, die dann dort mehrere Fachrichtungen abdecken, als an mehr Schulen halbe Stellen zu besetzten“, betont Frücht.

Aus ihrem jährlichen Budget hat die Bezirksregierung für das laufende Schuljahr 115,68 Lehrerstellen auf Krefelds Förderschulen und Schulen des gemeinsamen Lernens verteilt. Durch eine Aufstockung im Bereich des LES—Budgets, kommen noch einmal fünf Stellen dazu. Ein Wermutstropfen: „Nicht alle können derzeit besetzt werden, weil ausgebildete Lehrkräfte fehlen.“ Hinzu kommt: Es gibt mehr Kinder mit Unterstützungsbedarf als die von der Bezirksregierung pauschal mit 4,3 Prozent pro Schule festgelegten. „Wir müssen uns weiter anstrengen, da ist noch Luft nach oben“, gibt Frücht zu, zeigt sich aber „vorsichtig optimistisch“, dass sich die Situation in Krefeld entspannt, wenn zum 1. November wieder neue Lehrerstellen ausgeschrieben werden.

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