Flüchtlinge Flüchtlingskoordinator wird nun zur Chefsache

Kathstede und Meyer nehmen das Thema mit in die Amtsübergabe-Gespräche. Verwaltung berichtet im Rat zur aktuellen Situation.

Flüchtlinge: Flüchtlingskoordinator wird nun zur Chefsache
Foto: Archiv Andreas Bischof

Krefeld. CDU und FDP und auch die Verwaltung sehen das Thema kritisch, wollen lieber Leute vor Ort. SPD und Grüne fordern einen Flüchtlingskoordinator, der Sozialdezernentin Beate Zielke und den Fachbereichsleiter Wolfram Gottschalk entlastet. Das Thema Flüchtlinge hat in der Ratssitzung am Dienstagabend einen breiten Raum eingenommen.

Eine Entscheidung gab es nicht. Denn ob es nötig ist, einen Mitarbeiter einzustellen, der sich hauptsächlich um die Koordination der Hilfe und die Kommunikation kümmert, wollen Oberbürgermeister Gregor Kathstede und sein Nachfolger Frank Meyer am Donnerstag in ihrem ersten Amtsübergabegespräch diskutieren.

Beate Zielke und Baudezernent Martin Linne gaben für die Verwaltung einen Überblick zur derzeitigen Situation. Mit 1800 Personen hatte die Verwaltung dieses Jahr gerechnet. Jetzt sind schon 1907 in Krefeld plus die 228 Flüchtlinge, die das Land in der Glockenspitzhalle untergebracht hat. Zum Thema Zelte auf dem ehemaligen Kasernengelände gibt es derzeit nichts Neues — man sei in Gesprächen hieß es von der Bezirksregierung auf Nachfrage der WZ. Derzeit geht die Stadt davon aus, dass bis zum Jahresende noch knapp 300 hinzukommen, doch „die Zahlen ändern sich permanent“, sagte Zielke.

Die Stadt hat bisher 80 zusätzliche Stellen geschaffen, um die Flüchtlinge zu betreuen. Bis Ende des Jahres werden es 100 sein — in den unterschiedlichsten Bereichen wie Verwaltung, Gesundheitsamt, Sozialarbeiter oder Unterkunftsbetreuer.

Die großen Herausforderungen stünden der Stadt aber noch bevor, meint Zielke mit Blick auf die Integration derjenigen, die hier eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten werden: „Dann sind Schulen, VHS, Jugendamt Integrationszentrum und die Agentur für Arbeit gefragt.“

Zu den Kosten rechnet Zielke vor, dass jeder Flüchtling pro Jahr rund 11 000 Euro koste, was in diesem Jahr rund 20 Millionen Euro für die Stadt bedeute. Die Erstattung von Bund und Land betrage dieses Jahr aber nur 5,1 Millionen Euro. Zielke: „Für 2016 erwarten wir mehr. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Angelegenheit, die man nicht auf die Kommunen abwälzen kann.“

Untergebracht sind die Flüchtlinge derzeit in Turnhallen und Sammelunterkünften (1139 Personen) und in Wohnungen (768). Zu den häufigen Fragen aus Politik und Bevölkerung, warum das Stadthaus nicht genutzt wird, oder warum die Wohnstätte nicht mehr Wohnungen zur Verfügung stellt, erläuterten Zielke und Linne, dass das Stadthaus noch gar nicht komplett leer sei. Zudem sei der Büroturm aus Brandschutzgründen und wegen defekter Heizung nicht zu nutzen, Sanitäranlagen fehlten.

Die Wohnstätte habe bereits rund ein Drittel der Wohnungen, die von Flüchtlingen genutzt werden, zur verfügung gestellt. Beide Dezernenten versicherten, dass alle Beteiligten sich um weitere Unterkünfte bemühen und genau prüfen, was mit vertretbarem Aufwand zu nutzen ist.

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