Fahrplan-Macher ist ein kniffliger Job

137 Busse und 36 Bahnen auf 28 Linien zu koordinieren, ist kompliziert. Der Nachtbus hat noch eins draufgesetzt für die SWK-Planer.

Krefeld. Wer denkt, Lehrer müssten jedes Jahr einen furchtbar komplizierten Stundenplan auf die Beine stellen, kennt den Job von Michael Nöhles und Stefan Fuchs nicht. Die beiden SWK-Mitarbeiter sind die "Fahrplan-Macher" von Krefeld.

Sie vollbringen eine logistische Meisterleistung, wenn sie Ankunft und Abfahrt von 39 Straßenbahnen und 86 Bussen an insgesamt 1600 Haltestellen sowie die Dienstpläne der dazugehörigen Fahrer koordinieren.

Doch wehe, irgendetwas läuft schief: Mit pünktlichen Abfahrtzeiten und passenden Anschlüssen nehmen es die Fahrgäste genau. Das hat auch der ÖPNV-Check der WZ "Gute Fahrt in Krefeld" ergeben. Doch Fahrpläne sind nun einmal eine knifflige Sache.

"Der Lehrer-Vergleich ist gar nicht schlecht. Von der Komplexität kommt das schon hin", sagt Nöhles jedoch bescheiden. "Denn das Grundgerüst unserer Pläne bleibt ja im Wesentlichen gleich. Wir machen nur jedes Jahr einige Anpassungen."

Dieses Grundgerüst besteht aus 28 Linien und 521 Kilometer Streckenlänge. Und ist zuletzt durch die Pläne für einen Nachtbus kräftig durcheinander gewirbelt worden. Doch es muss nicht immer die große politische Entscheidung sein, die für einen Fahrplan-Wechsel sorgt. Auch Bürger-Anregungen werden geprüft.

"2000 Hinweise gehen pro Jahr beim Resonanzmanagement ein", sagt Guido Stilling, Bereichsleiter Markt bei der SWK Mobil. "Meistens geht es jedoch um fehlende Fahrpläne und verschmutzte Haltestellen."

Änderungen müssen immer gut durchdacht sein, weiß Verkehrsingenieur Fuchs, der in anderthalb Jahren Berufserfahrung bei den SWK längst erlebt hat, was ein Domino-Effekt ist. "Wenn man auf einer Strecke Fahrtzeit zugibt, muss man sie woanders wegnehmen, damit die Umläufe wirtschaftlich bleiben." Fahrtzeit oder gar einen weiteren Bus auf die Strecke zu schicken, ist die teuerste Lösung. Stilling: "250.000 Euro kostet ein Bus plus Fahrer pro Jahr."

Die optimale Zahl an Fahrzeugen errechnen die Experten, indem sie die Zeit für einen Rundweg durch die Zahl der Haltestellen teilen. Ist die Strecke durch viele Baustellen belastet, wie derzeit auf der Linie 052 und 069, gibt es eine neue Tempo-30-Zone, viel Feierabendverkehr oder Schüleraufkommen in den Morgen- und Mittagsstunden ist ein Fahrplan-Wechsel unumgänglich. "Die Schulen stimmen ihre Unterrichtsanfangs- und Endzeiten mit uns ab", sagt Stilling.

Zwei Zentimeter dick, 368 Seiten stark, ist der Krefelder Fahrplan also weniger ein Nachschlagewerk, als vielmehr ein steter Prozess, der zuletzt durch den zweiten Bauabschnitt Ostwall neu angestoßen worden ist.

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