Fachkräftemangel: Studium soll Pflege revolutionieren

Hochschule Niederrhein reagiert mit neuem Pflege-Studiengang auf die Nachfrage im Gesundheitswesen.

Fachkräftemangel: Studium soll Pflege revolutionieren
Foto: Hochschule Niederrhein

Mit 38 Studierenden ist an der Hochschule Niederrhein jetzt der neue duale Bachelor-Studiengang Pflege an den Start gegangen. Ein Gespräch mit den Verantwortlichen über Fachkräftemangel im Gesundheitswesen und seine Chancen.

Fachkräftemangel: Studium soll Pflege revolutionieren
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Was macht den Studiengang Pflege an der Hochschule Niederrhein attraktiv?

Prof. Dr. Christian Timmreck: Das Gesundheitswesen ist ein Megatrend. Wir beobachten, dass der Begriff Gesundheit eine neue Bedeutung bekommt: vom Zustand zu einem aktiven Lebensgefühl, von der Abwesenheit von Krankheit zum persönlichen Empowerment. Das hat auch Auswirkungen auf die wirtschaftliche Relevanz des Gesundheitssektors.

Dr. Daniela Hayder-Beichel: Unsere Studierenden sind in einem spannenden Berufsfeld tätig. Es geht etwa um die Bewältigung von chronischen Schmerzen, um Beratung in der Versorgung von Wunden oder um die Gestaltung einer sicheren Umgebung für Menschen mit Demenz. Pflegende treffen jeden Tag sehr komplexe, schnelle und ethisch anspruchsvolle Entscheidungen. Im Studiengang Pflege lernt man die wissenschaftlichen Grundlagen, um die bestehende Praxis kritisch zu hinterfragen und weiter zu entwickeln. Unser Ziel ist es, die Versorgung im Gesundheitswesen zu verbessern. Der jetzt gestartete Bachelorstudiengang ist ausbildungsintegrierend auf neun Semester angelegt. Studierende erhalten in Krankenhäuser oder Einrichtungen der Altenhilfe eine pflegerische Ausbildung. Hinzu kommt als weiterer Lernort die Hochschule. Ab Sommersemester 2019 startet dann das Teilzeit-Studium über acht Semester. Das ist für Personen interessant, die eine Berufsausbildung in der Pflege abgeschlossen haben.

Fachkräfte im Bereich Pflege werden händeringend gesucht. Ist ein solcher Studiengang längst überfällig?

Timmreck: Den demografischen und epidemiologischen Herausforderungen, die sich im Gesundheitswesen abzeichnen sowie dem im — internationalen Vergleich — offensichtlich werdenden Qualifikationsrückstand der Pflege müssen wir dringend begegnen. Gleichzeitig können wir erkennen, dass der Auf- und Ausbau vielschichtiger Kompetenzen in der Pflege unmittelbar zu einer Stärkung der professionellen Identität von Pflegenden führt. Darüber hinaus sehen wir, dass die Pflegeberufe mit der Möglichkeit zu studieren an Attraktivität gewinnen. Dadurch kann das Berufsimage der Pflege verbessert werden.

Welche Jobaussichten haben studierte Pflegende?

Timmreck: Im Bereich der Pflege kommen aktuell 29 Bewerber auf 100 freie Stellen. Aber: Ein Berufsbild muss sich erst entwickeln. Mit Abschluss des Studiengangs Pflege sind die Studierenden etwa befähigt, eine wissenschaftlich fundierte Versorgung der Patienten mit zu gestalten und umzusetzen. Sie haben wissenschaftliche Grundlagen erlangt und werden darauf vorbereitet diese Kenntnisse praxisorientiert anzuwenden.

Hayder-Beichel: Es ist wichtig, dass wir nicht „vom Bett weg“ qualifizieren, sondern die Pflege auf ein anderes Niveau heben. Als Beispiel sei die Wundversorgung bei chronisch Kranken erwähnt. Hier sollte die Pflegekraft in der Lage sein, den Patienten evidenzbasiert (Behandlung auf Grundlage von empirisch nachgewiesener Wirksamkeit, Anm. d. Red.) zu beraten und umfassend zu unterstützen.

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