Expertentest: Die Vuvuzela ist viel mehr als nur eine Nervtröte

Viele Fußball-Fans sind verärgert. Doch Trompeter Markus Türk verpasst dem Instrument ein neues Image.

Krefeld. Sie ist laut, sie nervt, aber sie ist immer dabei: die Vuvuzela. Die meisten WM-Begeisterten würden am liebsten den Ton ihres Fernsehapparats abdrehen, um endlich Ruhe zu bekommen. "Die Tröte ist völlig verkannt, eigentlich ist sie ein Intrument", stellt Profi-Trompeter Markus Türk klar.Mit einem Trompeten-Mundstück holt er aus der WM-Tröte mehr raus

Dabei bezeichnet er die WM-Tröte durchaus bewusst als Instrument. Der Krefelder Jazzmusiker spielt beruflich und mit Leidenschaft sein eigenes Blasinstrument. "Die Vuvuzela erinnert mich schon sehr an eine Trompete: Die Form, der Grundton ist ebenfalls B und man muss die Lippen genauso wie bei der Trompete zusammenpressen, um einen Ton rauszubekommen", erklärt er. Mit einfachem Reinpusten bringt man die Vuvuzela noch lange nicht zum Singen.

Markus Türk kann aber noch mehr: "Wenn man mit dem Rhythmus spielt, kann man mit der Reihe der Naturtöne auch Melodien zustande bringen", sagt er und führt es gleich vor. "Durch mehr oder weniger Druck kann man richtig hohe Töne spielen."

Der Jazzer hatte noch einen besseren Einfall: Er hat das Mundstück seiner Trompete auf die Vuvuzela gesetzt. "Dadurch kann man die verschiedenen Töne sauberer spielen und noch mehr variieren."
In der Jazzszene ist Markus Türk bekannt. Seit seinem neunten Lebensjahr spielt er Trompete. "Die Liebe zur Musik war schon früh da, die Entscheidung diesen beruflichen Weg einzuschlagen fiel später", erinnert er sich.

1987 begann der heute 48-Jährige sein Musikstudium am Konservatorium in Arnheim. Inzwischen spielt er zahlreiche Konzerte, häufig mit dem Pianisten Manfred Heinen als Duo Furiosef. Außerdem unterrichtet er an der Musikschule in Mönchengladbach. "Wahrscheinlich stört mich deshalb das Getröte bei den Fußballspielen auch nicht", sagt Türk lachend.

Mit Brasilien haben Türk und seine Familie einen Trumpf in der Tasche

Der Profi ist sich nicht zu fein, ein solches Instrument auszutesten. "Ich bin eh für jeden Spaß zu haben" ergänzt Markus Türk. Er kann sich sogar vorstellen, die Vuvuzela mal bein einem seiner Auftritte einzubauen. "Ich habe auch schon ein Didgeridoo mit auf die Bühne genommen, und so einen ähnlich langen Ton kann man ja auch mit der WM-Tröte erzeugen", schildert der Musiker mit einem verschmitzten Lächeln seine Idee.

Beim nächsten WM-Spiel kommt die Vuvuzela auf jeden Fall wieder zum Einsatz. "Allerdings schnappt sie sich mit Vorliebe mein Sohn, der übrigens Saxophon spielt", erzählt Türk lachend. Sollte es bei den Deutschland-Spielen nicht viel Grund zu Tröten geben, hat Familie Türk noch einen Joker im Ärmel: "Meine Frau ist Brasilianerin, insofern haben wir gleich doppelte Chance zu feiern", verrät er aufgenzwinkernd.

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