Evangelische Altenheime: Kirche feuert Geschäftsführer

Die Art und Weise, wie Thomas Schächter seinen Stuhl räumen musste, sorgt für heftige Kritik: Der Aufsichtsrat der Gesellschaft ist geschlossen zurückgetreten, und Pfarrer in Ruhe Michael Hack spricht offen von Mobbing.

Krefeld. Thomas Schächter muss sein Büro im Haus des Evangelischen Gemeindeverbandes von einer Minute auf die nächste räumen. Er ist noch keine vier Monate im Amt, als ihm an diesem April-Morgen eröffnet wird, dass seine Dienste nicht länger erwünscht sind.

Es ist immerhin der Geschäftsführer der vier evangelischen Altenheime, der da so plötzlich vor die Tür gesetzt wird. "Die Art und Weise, wie Herr Schächter die Geschäftsführung wahrnahm, entsprach nicht den Vorstellungen der Altenhilfe gGmbH", heißt es dazu vom Hauptgesellschafter, dem Evangelischen Gemeindeverband. Drastischer sieht das Pfarrer in Ruhe Michael Hack: "Er ist rausgemobbt worden", nimmt der frühere zweite Geschäftsführer der evangelischen Altenheime kein Blatt vor den Mund.

Gestolpert ist Schächter nach Hacks Ansicht darüber, dass er einen guten Job gemacht hat. Der neue Geschäftsführer habe viel bewirken wollen. Doch der Besen habe dem Hauptgesellschafter der Altenheime, dem Evangelischen Gemeindeverband, wohl zu gut gekehrt - so gut, dass er reichlich Staub aufwirbelte. Etwa, weil Schächter die Personalkosten auf den Prüfstand stellen wollte. Oder "massive Brandschutzmängel" anführte, die er sofort angehen wollte.

Als die Gesellschafter-Vertreter den Beirat der Altenheime aufforderten, Thomas Schächter zu entlassen, weigerte sich das Gremium, das mit fünf Ehrenamtlern Aufsichtsrat der Altenheime ist. Gemeinsam mit dem zweiten Geschäftsführer Michael Hack hatte der Beirat monatelang nach einem Nachfolger für den langjährigen Geschäftsführer Rolf Wegmann gesucht. Schließlich stellte er Schächter ein, weil die Mitglieder in dem Soester den am besten geeigneten Kandidaten sahen. Nach etwas mehr als drei Monaten machte die Kirche aber nun Druck, den 50-Jährigen wieder zu entlassen, schildert Hack, der noch heute keinen Zweifel an der Qualifikation des Betriebswirtes aufkommen lässt.

Der Beirat widersetzte sich diesem Druck von oben ebenso wie Hack selbst - noch im April traten alle zurück. "Das Vertrauensverhältnis war einfach zerstört", sagt der damalige Beiratsvorsitzende Dietmar Krebbers. Ihm war zwar klar, dass durch den Rücktritt des Beirats der Weg frei sein würde, um Thomas Schächter letztlich doch zu feuern. "Sechs Wochen später hätten aber ohnehin Wahlen angestanden, bei denen wir sicherlich nicht wiedergewählt worden wären."

Im Glauben, dass die Gesellschafter spätestens nach dieser Wahl ohnehin einen neuen Beirat eingesetzt und ihr Ziel verwirklicht hätten, wollten die Aufsichtsratsmitglieder mit ihren Rücktritten ein Zeichen setzen, schildert Dietmar Krebbers: "Wir wollten nicht einfach sang- und klanglos abgewählt werden."

Der Fischelner Presbyter ist fassungslos darüber, wie die Kirche sich gegenüber einem Mitarbeiter, aber auch gegenüber Ehrenamtlern verhalten habe. "So geht man nicht mit Menschen um", sagt Krebbers. Der Ton soll derzeit ohnehin rau sein, erfuhr die WZ von einer Mitarbeiterin, die ungenannt bleiben möchte. Demnach soll Beschäftigten der Altenheime unter Androhung arbeitsrechtlicher Schritt verboten worden sein, mit der alten Geschäftsführung Kontakt aufzunehmen.

Die Vorgänge haben nach Informationen unserer Zeitung in Teilen der Belegschaft zu einer großen Verunsicherung geführt. Die dürfte spätestens perfekt sein, seit mit Schreiben vom 1. Oktober Geschäftsführung und Beirat die Mitarbeiter gebeten haben, freiwillig auf einen Teil des Weihnachtsgeldes zu verzichten. Die Einsparungen in Höhe von 260000Euro sollen für Brandschutzmaßnahmen verwendet werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort