"Equal Pay Day": Das Ende der Ungerechtigkeit

Frauen wollen endlich genauso viel verdienen wie Männer.

Krefeld. Deutschland im Jahr 2012: Frauen verdienen im Durchschnitt rund 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Um auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen, fand am Freitag zum fünften Mal in Deutschland der „Equal Pay Day“ statt, der Tag des (un)gleichen Einkommens.

Das Frauenpolitische Forum und die Gleichstellungsstelle Krefeld hatten interessierte Frauen in die Mediothek eingeladen, um über das Thema zu informieren und zu diskutieren: „Wir wollen, dass die berufstätigen Frauen mehr über das Thema nachdenken und es auch in ihren Betrieben oder Vereinen ansprechen, damit ein Bewusstsein entsteht“, sagt die Bibliothekarin Helga Krall.

Aber wie kommt es, dass es in der heutigen Zeit noch solche Unterschiede gibt? Die Gründe sind vielfältig. „Die traditionellen Rollenbilder beeinflussen das Denken sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen“, erklärt Gleichstellungsbeauftragte Christine Weinbörner. „Denn Frauen arbeiten häufig nur in Teilzeit oder Minijobs und sorgen für die Kinder. In den Köpfen herrscht noch das Ernährer- und Zuverdienerin-Modell — und dadurch geraten die Frauen ins Abseits.“

Hinzu kommt, dass Frauen häufiger in Bereichen arbeiten, in denen das Lohnniveau niedriger ist. Auch sind sie schneller bereit, den Job für die Familie aufzugeben. Genau dieses Bild haben laut Weinbörner auch die Arbeitgeber — und dies zeigt sich in der Bezahlung: „Eine Studie belegt, dass bei Berufsanfängern mit einem Masterabschluss in BWL bei gleicher Position die Frauen rund 17 Prozent weniger verdienen als Männer“, klärt die Gleichstellungsbeauftragte auf.

Dass der „Equal Pay Day“ Ende März stattfindet, ist kein Zufall: „Das Datum markiert jenen Zeitraum, den Frauen in Deutschland über den Jahreswechsel hinaus arbeiten müssten, um auf das durchschnittliche Vorjahresgehalt von Männern zu kommen“, sagt Christine Weinbörner.

Um die Frauen an das Thema heranzuführen, wurde ein Quiz veranstaltet: „Ich habe zehn von 13 Fragen richtig beantwortet“, sagt Hannelore Stephan. „Ich finde es wichtig, sich darüber zu informieren, denn warum sollen Frauen nicht genauso viel verdienen wie Männer? Ich habe selbst erfahren, wie es ist, wenn Männer mehr Gehalt bekommen.“

Die Forderungen der Business and Professional Women Germany, die den „Equal Pay Day“ koordinieren, sind unter anderem: gleichmäßigere Aufteilung der Elternzeit zwischen Müttern und Vätern, Abbau von Fehlanreizen im Steuer- und Sozialversicherungsrecht und eine Arbeitskultur, die eine sinnvolle Vereinbarkeit von Arbeit und Familie gewährleistet. „Die heutige Generation der Frauen ist die am besten ausgebildete aller Zeiten, nun müssen sie auch unterstützt werden“, fordert Weinbörner.

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