Entsorgung: Wieder Müll aus Italien?

Weil der Abfall der Nachbarn bald fehlen könnte, will die SWK-Spitze in ganz Europa nach Kunden suchen.

Krefeld. Wird in Krefeld ab 2014 wieder Müll aus Italien verbrannt? Nachdem Mönchengladbach und der Kreis Viersen den Vertrag mit den SWK gekündigt haben, will Vorstandsmitglied Kerstin Abraham das nicht mehr ausschließen. „Das wäre sicherlich nicht unsere erste Wahl. Aber bevor unsere moderne Anlage stillsteht und die Krefelder mehr Gebühren zahlen müssen, würden wir auch Müll aus dem Ausland verbrennen.“

Wie berichtet, laufen die Verbrennungsverträge mit Mönchengladbach und dem Kreis Viersen 2014, mit dem Kreis Neuss 2016 aus. Nachdem bislang die Mengen zugewiesen wurden, um Mülltourismus zu vermeiden, besteht mittlerweile für die Kommunen die Möglichkeit, die Müllverbrennung europaweit auszuschreiben und sich so die günstigste Variante herauszusuchen.

Enttäuscht war die SWK-Spitze darüber, dass die Partner von mangelnder Transparenz gesprochen hatten. „Wir verhandeln seit zwei Jahren“, , sagt Abraham, „haben dabei auch unsere Zahlen offengelegt. Zudem sitzen der Landrat und der Umweltdezernent des Kreises Viersen in den entsprechenden Gremien.“

Krefeld hat — im Gegensatz zu den andern Müllverbrennungsanlagen — das Problem, dass die Verträge jetzt schon auslaufen und damit die Grundauslastung gegebenenfalls wegbricht. Alle haben Überkapazitäten, die sie bei einer Grundauslastung auch günstiger anbieten können.

SWK-Chef Carsten Liedtke versucht dies an einem Beispiel deutlich zu machen: „Wenn ein Bäcker tagsüber 30 Cent für ein Brötchen nimmt, verkauft er abends ab 18 Uhr für 10 Cent, weil er keine andere Verwertung mehr hat. Wenn die Kunden aber alle ab 18 Uhr kaufen würden, kann der Laden nicht mehr überleben.“

Hinzu kommt, dass die Müllverbrennungsanlage in Krefeld 2011 für 100 Millionen Euro einen neuen Kessel erhalten hat, der finanziert werden muss.

Dazu sieht der Vorstand drei Möglichkeiten. Entweder rudert die neue Landesregierung zurück und reguliert die Verbrennung wieder stärker. Darauf will man sich in Krefeld aber nicht verlasen. Stattdessen will man Möglichkeit zwei nutzen und sich an den Ausschreibungen der ehemaligen Partner und auch anderer Kommunen beteiligen.

Wenn man dort nicht zum Zuge kommt, werde man europaweit nach neuen Kunden suchen. Dort gebe es nach wie vor Länder, die keine Verbrennungsanlagen haben, wie beispielsweise Italien. „Wir werden alles tun, um die Gebühren für die Krefelder stabil zu halten“, versprechen Liedtke und Abraham.

Das Problem werde sich möglicherweise auch auf das Ergebnis der SWK auswirken, sagt Liedtke. 2012 und 2013 werde man die Ausschüttungserwartungen der Stadt erfüllen. Was aber 2014 wird, das sei zum jetzigen Zeitpunkt Spekulation. „Darüber entscheidet dann der neue Aufsichtsrat“, sagt Liedtke.

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