Elfrather See: Badesee oder Gänsestrand?

Die Stadt verschiebt eine Entscheidung über das Badeverbot. Ein neuer Wasserbericht sorgt für Wirbel.

Krefeld/Elfrath. Gänse, Kot und Dreckwasser: Der Elfrather See hat in den vergangenen Jahren regelmäßig für Schlagzeilen gesorgt. Der neue Bericht des Umweltministeriums zur Qualität der 71 Badeseen in NRW wird die Diskussion nun weiter anheizen.

"Ein Blick auf die Badegewässerkarte zeigt, dass die Wasserqualität im vergangenen Jahr mit einer Ausnahme überall gut, meistens sogar ausgezeichnet war", so Umweltminister Eckhard Uhlenberg. Die Ausnahme: der Elfrather See.

Den Bericht könne man vergessen, da die Daten aus 2008 stammen, sagt Sprecher Michael Streubel. Nun seien die Werte wieder in Ordnung. "Nicht wundervoll und oben an der Spitze, aber wir waren drin." Drin, im grünen Bereich. Bei Hitze könnte sich das schnell wieder ändern.

Das schlechte Zeugnis aus 2008 ist kein Einzelfall. Bereits 2004 hat das Land dem See eine mangelhafte Wasserqualität bescheinigt. Dies geht aus dem aktuellen Bericht hervor. In den Folgejahren gab es einen deutlich positiven Trend, bis im vergangenen Jahr erneut der Absturz kam.

Die Grenzwerte für die Darmbakterien Intestinale Enterokokken und Escherichia coli wurden überschritten. Nur bei zwei Messungen, betont Streubel. Nur bei einer, sagt das Gesundheitsamt. Folgen des Dreckwassers für Schwimmer können Durchfall und Übelkeit sein. Das Fazit der Gewässerkarte: Aus hygienischen Gründen ist am Elfrather See Baden nicht immer unbedenklich.

Schuld an der Brühe sind alte Bekannte: die vielen Wasservögel und ihr Kot. Bis zu 450 Wildgänse tummeln sich nach Angaben der Stadt zu Höchstzeiten am See. Derzeit sind es um die 350 Exemplare, allein ein Zehntel davon an der Badebucht.

Dass die Vögel Schuld sind, streitet auch die Grünen-Fraktion nicht ab. Doch die Stadt habe es verpatzt, die Gänse konsequent umzusiedeln. "Der Badesee wurde in den letzten Jahren kontinuierlich abgewirtschaftet", kritisieren die Grünen in einer Mitteilung. Dabei sei der Bedarf nach einem Badesee weiter vorhanden.

Ob das tatsächlich so ist, prüft die Stadt derzeit, indem sie die Seebesucher zählt. Am ersten Maiwochenende sind laut Streubel 150 bis 200 Menschen an den See gekommen. "Wir beobachten das weiter." Die von den Grünen geforderte Umsiedlung der Tiere funktioniere allerdings nicht. Falken, Hunde, langes, dann kurzes Gras: "Seit drei Jahren läuft das ohne nennenswerten Erfolg."

Die Tiere hätten den Raum Krefeld nun einmal erobert. Vertreiben ließen sie sich höchstens für einen Tag. Da helfe nur Abschuss. Ende der Badefreude? Eine Entscheidung zur Zukunft des Sees wird es laut Streubel keinesfalls vor der Kommunalwahl und frühstens Ende dieses Jahres geben. Streubel rät: "Wer baden will, wer wirklich Spaß haben will: Bockum!"

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