Eiserne Lady geht auf Reisen

Teile der Dampflok 01 1104 werden von Krefeld nach Norderstedt transportiert. Eine Firma soll dort die Kurbel wieder auf Maß bringen.

Eiserne Lady geht auf Reisen
Foto: Dirk Jochmann

Cracau. Ohne große Mühe hievt der Kran die Kropfachse der historischen Dampflokomotive mit ihren zwei Meter großen Speichenrädern hoch in die Luft. Ein kurzes Ächzen, ein kurzes Knarren — dann steht sie auf dem Tieflader. Die alte Dame muss sich für paar Tage von wesentlichen Teilen ihres Unterbaus verabschieden. Doch nur für kurze Zeit. Denn von der Eisenbahn-Werkstätten GmbH an der Krefelder Bahnstraße geht es nun zur mechanischen Weiterverarbeitung zur Fachfirma Metalock nach Norderstedt.

Tschüss sagten, wenn auch nur für kurze Zeit, Mitglieder des Vereins „Faszination Dampf“, die die Eiserne Lady im nächsten Jahr wieder nach über 42-jährigem Dornröschenschlaf zum Dampfen bringen möchten. Doch blättern wir kurz zurück: Angedockt an den bekannten Rheingold-Zug war die Schnellzugdampflokomotive mit der Nummer 01 1104, die noch 1974 auf dem DB-Streckennetz kreuz und quer durch Deutschland fuhr, im Juli 2015 auf das Krefelder Betriebsgelände gekommen.

Eigens für diese Wiederbelebung der 1940 gebauten Lok hatte sich der Verein 2010 in Nürnberg gegründet. Bestehend aus Ingenieuren, Studenten, Installateuren und Heizungsbauern wurden Spenden gesammelt. Auch in Krefeld unterstützten und unterstützen sie weiterhin die Experten der Eisenbahn-Werkstätten (die WZ berichtete).

Sprecher des Vereins ist Sandor Nicklich, der hauptberuflich im Auftrag der DB die neuen ICE-Fernzüge baut und Projektleiter ist. Er erläutert den Sinn der Verladung und die Funktion der Treibachse, auf der ein zusätzlicher dritter Dampfzylinder mit seiner Treibstange mit kurbelt: „Die sogenannte Kropfachse oder auch Kurbel genannt ist vergleichbar mit einer großen Schiffskurbelwelle.“ Jedenfalls hat an dieser kompakten Apparatur, die früher für die Höchstgeschwindigkeit von über 135 Stundenkilometern sorgte, der Zahn der Zeit genagt. Diese empfindlichen Stellen müssen nun in der Spezialwerkstatt in Norderstedt wieder genau auf Maß gebracht werden.

Sandor Nicklich hofft, dass die Arbeiten bei Metalock nur einige Wochen dauern und dass die Achse mit den Rädern dann wieder in Krefeld an die Lok montiert werden kann. Dann kommt es zu weiteren Feinabstimmungen. „Unser Ziel ist, dass die Dampflok dann ab September 2018 zum Einsatz kommt, so dass sie Touristen bei kleineren Rundfahrten befördern kann“, sagt der Sprecher. So sei man bereits in vielversprechenden Gesprächen mit einem Betreiber, der nostalgische Zugreisen anbietet.

Der Verbrauch der Eisernen Lady ist ordentlich. Allein der Öltank hat ein Volumen von 13 Tonnen. Auf einer Distanz von hundert Kilometern wurden allein etwa 1,5 Tonnen Heizöl benötigt.

Und im Tender, den ebenfalls die Initiative „Faszination Dampf“ mit instandgesetzt hat, ist ein Wassertank mit einem Volumen von 38 000 Litern installiert. Pro Minute verdampften früher etwa 250 Liter Wasser.

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