Eis — aber bitte mit Sahne und gerollt

Ice-Rolls nennt sich der neuste Trend aus Asien, den Ünal Avci und Haubir Rafeeq jetzt nach Krefeld holen. Die WZ hat das Eis mal selbst gerollt.

Krefeld. Eine verrostete Garagentür in Oppum, dahinter eine Idee. „Hier fing alles an“, sagt Ünal Avci. Ein bisschen so wie bei Steve Jobs und Steve Wozniak, die in einer Garage in Los Altos Erzählungen nach den ersten Apple-Computer zusammengelötet haben sollen — selbst wenn das bloß ein weit verbreiteter Mythos ist, weil die Geschichte so gut klingt.

Um sich mit einem der wertvollsten Unternehmen der Welt messen zu können, ist es heute wohl noch zu früh, aber Ünal Avci (29) und Kumpel Haubir Rafeeq (28) glauben fest an ihre Idee: Statt auf Technik setzten die beiden Oppumer auf Geschmacksnerven. Unter dem Lable „Herby’s Ice-Rolls“ wollen sie nicht nur die Krefelder Eis-Szene revolutionieren.

Der Trend, Eismasse mit frischen Früchten, ausgefallenen Gewürzen oder Keksen zu mischen, anschließend auf einer eiskalten Platte hauchdünn glatt zu streichen, bis sie friert und dann zu kleinen Rollen zu formen, kommt natürlich aus Asien. Aus Thailand, um genau zu sein. „Wir haben Videos davon im Internet gesehen und sofort gedacht: ,Das müssen wir machen!’“, erzählt Haubir Rafeeq. Warum Krefeld nach Frozen Joghurt oder frittiertem Eis auch Ice-Rolls braucht? „Das ist eine Marktlücke“, glaubt Ünal Avci, „wir sind es gewohnt, immer dasselbe Eis zu essen.“ In ihrem Slogan versprechen die beiden Krefelder deshalb „Das etwas andere Eis“. Und etwas Show dürfe bei allem schließlich auch nicht fehlen: „Die Leute stehen darauf, dass alles frisch gemacht wird“, davon ist Avci überzeugt.

Eis — aber bitte mit Sahne und gerollt
Foto: Andreas Bischof

Was wirklich hinter den Ice-Rolls steckt und wie man sie macht, das wollten wir selbst testen. Ja, das Eiswetter könnte besser sein. Zum Schutz vor Regen haben die beiden Oppumer einen Zeltpavillon vor besagter Garage aufgebaut. Sicher ist sicher. „Eis kann man ja nicht nur im Sommer essen“, betont Haubir Rafeeq und träumt schon von mit Eis gefüllten Waffeln auf dem Weihnachtsmarkt . . .

Bevor es richtig losgehen kann, muss aber erst mal die Eismasse angerührt werden: Milch, Sahne, Zucker mit Bindemittel und ein Ei — die vegane Version ohne und mit Mandelmilch. Klingt einfach — ist es aber nicht. „Uns ist wichtig, alles selbst zu machen. Wir mussten die Rezeptur immer wieder anpassen, damit die Ice-Rolls schmecken, sich aber auch gut rollen lassen“, erklärt Haubir Rafeeq. Drei Monate haben er und Ünal Avci an „der perfekten Masse“ getüftelt. Sein Chemiestudium, das er für die Ice-Rolls erst mal auf Eis gelegt hat, und die Arbeit als Koch seien seine Joker, sagt Rafeeq.

Peanutella, Banoreo oder Orient Express: Die Namen klingen schon mal vielversprechend. Wir entscheiden uns für Banane mit Keksen. Einweghandschuhe sind Pflicht, wenn die Zutaten auf die auf minus 21 Grad heruntergekühlte Platte kommen. Zerkleinern, hacken, glatt streichen, wieder kleinhacken — das Kochwerkzeug erinnert an einen Mauerspatel. Bei dessen Einsatz ist vor allem Schnelligkeit gefragt, damit Eismasse nicht festfriert, sondern schön cremig wird. Erinnert an Rühr-eimachen. Dann wird es spannend: Wir müssen die Ice-Rolls in ihre Form bringen. Ohne Muskelkraft geht das nicht — wer hätte das gedacht.

Zugegeben: Schön ist anders. Wir stapeln die misslungenen Rollen auf dem Boden des Eisbechers, die schönen kommen oben drauf. Mit ordentlich Sahne und Streusel dekorieren — so kann sich das Ergebnis sehen und vor allem schmecken lassen . . .

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