Zoo Eine neue Mama für den Baby-Orang-Utan

Wegen einer Infektion der Affen-Mutter hing das Leben des Neugeborenen am seidenen Faden. Nun wird es von seiner Tierpflegerin aufgezogen und im Zoo getauft.

Zoo: Eine neue Mama für den Baby-Orang-Utan
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Neugierig schauen diese braunen Augen in die Welt. Den Daumen im Mund, klammert sich das Orang-Utan Baby ganz fest an seine Mama, während es gierig aus dem Fläschchen trinkt. Seine Mama, das ist seit vier Wochen Tierpflegerin Eva Ravagni.

Zoo: Eine neue Mama für den Baby-Orang-Utan
Foto: DJ

Als Oran-Utan-Dame Sungai am 1. Juni das Affenbaby zur Welt brachte, sah alles prima aus. Beiden ging es gut, und das Jungtier entwickelte sich prächtig. Doch nach einer Woche verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Sungai und ihrem Sohn, der gestern auf den Namen Hujan getauft wurde, jedoch so sehr, dass Zootierärztin Anne Grewer das Muttertier in Narkose legen musste. Während Hujan stark dehydriert war, litt Mama Sungai an einer Infektion, die behandelt werden konnte.

Die Lage war sehr ernst, wie Petra Schwinn, Sprecherin des Zoos Krefeld, erklärt: „Der Kleine war so schwach, dass es um Leben und Tod ging.“ Als seine eigene Mutter ihn nach der Narkose nicht mehr annahm, entschieden sich die Zoomitarbeiter für eine Handaufzucht. Innerhalb von nur drei Stunden wurde Tierpflegerin Eva Ravagni so zur Ersatzmutter.

Seit mittlerweile einem Monat lebt Hujan bei der Tierpflegerin und entwickelt sich prächtig, wie Ravagni berichtet: „Entweder schläft er bis zu 18 Stunden am Tag oder er trinkt seine Milch.“ Immer in ihrer Nähe. Entweder im Tragetuch oder in einem Körbchen ganz dicht neben ihrem Bett: „Da ähneln die Affenbabys den Menschenbabys sehr“, erklärt Zoosprecherin Schwinn das Bedürfnis nach Nähe. Im Gegensatz zu Menschen entwickeln sich Affenbabys aber schneller. „Er ist momentan am Zahnen und möchte am liebsten die ganze Zeit trinken oder auf seinen Fingern kauen“, berichtet Ersatzmutter Ravagni.

Damit der kleine Hujan aber seine Artgenossen nicht vergisst, besucht Ravagni jeden Tag gemeinsam mit dem Jungtier die Orang-Utans im Zoo. Oma Lea zeigt bereits großes Interesse an ihrem Enkelkind, genauso wie Suria, die am liebsten schon mit dem Neuling spielen würde. Mama Sungai dagegen hält sich im Hintergrund: „Da die anderen Orang-Utans aber sehr positiv auf ihn reagieren, denken wir, dass es mit der Wiedereingliederung, wenn Hujan sieben oder acht Monate alt ist, gut klappen wird“, hofft die Tierpflegerin. Bis es soweit ist, steht dem Jungtier und Eva Ravagni aber noch eine spannende Zeit bevor. Momentan trinkt Hujan alle drei bis vier Stunden, was bedeutet, dass Ravagni momentan auch nicht mehr als vier Stunden am Stück schlafen kann. In der Stadt Besorgungen zu machen sei momentan genauso wenig möglich wie soziale Kontakte zu pflegen: „Die Infektionsgefahr und das Risiko der Fehlprägung sind einfach zu groß“, erklärt Petra Schwinn. Deshalb habe auch noch niemand anderes außer Ravagni das Tier auf dem Arm gehabt: „Hujan muss lernen, dass er ein Tier ist“, so Schwinn weiter.

Petra Schwinn

Wenn Hujan anfängt, Obst und Gemüse zu essen, beginnt für Ravagni eine noch anstrengendere Zeit. Da die Jungtiere sich von den Müttern abschauen, was sie essen dürfen, muss die Tierpflegerin vor dem Affenbaby nur Obst und Gemüse essen: „Pizza gibt es dann erst mal nicht mehr“, so Ravagni lachend. Für Ravagni, die dem kleinen Orang-Utan währenddessen weiter das Fläschchen gibt, ist es allen Anstrengungen zum Trotz die richtige Entscheidung, den kleinen Hujan aufzuziehen: „Wenn man sich den Kleinen nur anschaut, weiß man, dass es das Richtige ist.“

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