Ein Stück Natur auf den Dächern der Innenstadt

Die Begrünung von oben ist nicht nur gut fürs Öko-System, sondern kann auch die Instandhaltungskosten für Gebäude senken.

Ein Stück Natur auf den Dächern der Innenstadt
Foto: Andreas Bischof

Stadtteile. Gründächer bieten nicht nur einen Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten, sondern tragen auch zur Verbesserung des Stadtklimas bei. Pflanzen filtern Feinstaub und Schadstoffe aus der Luft und mindern die Aufheizung durch die zahlreichen versiegelten Flächen.

„Gründächer sind eine gute Möglichkeit, auf den immer kleiner und teurer werdenden Grundstücken ein Stück Natur unterzubringen, auch wenn man keinen Garten hat“, sagt Uwe Winter. Winter arbeitet seit 1984 in der Gärtner- und speziell Dachgärtner-Branche. „Gerade in Städten steigt der Wunsch nach einem Leben mit und in der Natur. Düsseldorf und Köln sind solche Ballungszentren. Dort haben wir die meisten Aufträge“, erzählt er.

Ein Gewinn sei die Schaffung eines kleinen Öko-Systems auch für einige Insektenarten, die vom Aussterben bedroht sind. Ein Gründach ist teurer in der Anlage, sagt der Experte, aber auf lange Sicht gesehen verringere es die Instandhaltungskosten. „Die Pflanzendecke schützt die Dächer vor Sonneneinstrahlung und massiven Temperaturschwankungen und macht sie länger haltbar.“

Welche Pflanzen eignen sich am besten? Die Lage des Daches sollte möglichst sonnig sein. Besonders geeignet sind sogenannte Sukkulenten, die in ihren Blättern Regenwasser speichern können. Sind sie erst einmal angewachsen — das ist etwa nach einem halben Jahr der Fall — müssen sie auch nicht mehr gewässert werden. Ebenfalls gut eignen sich Kräuter wie Thymian und Schnittlauch.

Wenn die Statik stimmt, kann man auf einem Gründach allerdings anpflanzen, was man möchte. Man kann Nutzpflanzen ebenso anbauen wie Bäume oder Rasen. Da dieser allerdings viel Wasser braucht, muss er durch Unterflurbewässerungen oder Rasensprenger versorgt werden.

Die geeignetsten Dächer sind Garagen-, Flach- und Pultdächer. Bis zu einem Neigungswinkel von 30 Grad ist es allerdings generell unproblematisch, ein Gründach anzulegen. Wird der Neigungswinkel größer, werden Schubwellen benötigt, um den Aufbau vor einem Abrutschen zu schützen.

In der Höhe ist man uneingeschränkt, solange das Dach windsicher ist. Das höchste Dach, das Uwe Winter und sein Kollege Jürgen Quindeau vom Unternehmen Grün+Dach begrünt haben, war zwischen 30 und 35 Meter hoch. Beim Aufbau eines Gründaches wird meist die Drei-Schichten-Begrünung angewendet: Drainage, Filter- sowie Vegetationsschicht. Sie besteht aus Dachsubstrat, Recycling-Ziegeln, Lava- beziehungsweise Bimsstein und Humus. Je nach Gebäudestatik und Art der Nutzung gibt es extra Mischungen.

Bei einer Intensivbegrünung gestaltet sich die Pflege ungefähr so, wie bei einem auf dem Boden angelegten Garten. Unkraut muss gejätet und Gehölze entfernt werden — was meist spezialisierte Gärtner übernehmen. Die Extensivbegrünung gestaltet sich einfacher. Die Dächer werden weitgehend sich selbst überlassen und bis auf eine Wartung der Technik — zweimal im Jahr — muss man nicht mehr viel tun.

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