Krefeld Ein Krefelder erklärt, warum der Ramadan wichtig ist

Muharrem Yazici ist seit neun Jahren Vorbeter in der Haci Bayram Veli Camii-Moschee. Der Krefelder Imam erklärt, warum der Ramadan wichtig ist.

Wer sie nicht kennt, der ist schnell an der Haci Bayram Veli Camii-Moschee auf der Sprödentalstraße vorbeigefahren. Hinter der schmalen Einfahrt zwischen zwei Wohnblocks tut sich ein beachtliches Gelände auf, junge Männer räumen gerade Biertisch-Garnituren weg. Die Gemeinde hat kurz vor Ramadan noch einmal gefeiert und wie immer die gesamte Nachbarschaft eingeladen. Gekommen sind nur wenige Nicht-Muslime. Muharrem Yazici will das ändern. Der Mann ist seit neun Jahren der Imam der 300-Seelen-Gemeinde. Er erklärt gern und wortreich, was der Fastenmonat für gläubige Muslime bedeutet. Und warum er sich wünscht, dass zum täglichen Fastenbrechen mehr Neugierige kommen.

Krefeld: Ein Krefelder erklärt, warum der Ramadan wichtig ist
Foto: Andreas Bischof

Muharrem Yazici ist jetzt 48 Jahre alt, Vater von drei Töchtern, die allesamt in Krefeld aufs Gymnasium gehen. „Die Große steckt mitten in den Abi-Prüfungen“, erzählt er stolz. Seiner Ehefrau wegen ist der Mann aus Trabzon am Schwarzen Meer überhaupt in Deutschland gelandet. Nach dem Studium der islamischen Theologie in Bursa ging Yazici zunächst nach Tübingen. „Mein Schwiegervater hat seinerzeit in Krefeld gelebt, also bin ich, sind wir, hier geblieben. Ich liebe diese Moschee, ich liebe meine Gemeinde, Krefeld und seine Menschen.“ Die Haci Bayram Veli Camii gehört zur Religionsgemeinschaft Mili Görus. Die Imame werden nicht von Diyanet, dem verlängerten Arm der türkischen Religionsbehörde entsendet und bezahlt. Imam Yazici wird bezahlt von der Gemeinde an der Sprödentalstraße.

Auch ohne unter den pauschalen Ditib-Spitzelverdacht zu fallen sind die Bretter zur so genannten Mehrheitsgesellschaft oft dick für den Imam. Auch Mili Görus stand lange unter besonderer Beobachtung, in NRW seit 2014 nicht mehr. Das ist für die Gemeinde um Yazici sehr wichtig, zumal sie unabhängig ist. Der Imam kämpft für Annäherung. Nicht für politische, denn damit, sagt er, habe er nichts im Sinn. Er sieht seine Aufgabe in der Begegnung von Menschen. Auch unterschiedlichen Glaubens. Und damit hat er in Krefeld noch alle Hände voll zu tun.

Und dafür singt der Imam im Sakko an seinem Schreibtisch sogar die Suren im Pressegespräch. Botschaft mit Leib und Seele, immer im Sinne des Propheten Mohammed. Denn der Islam speise sich aus zwei Quellen, erklärt Yazici. „Im Koran steht, was ein Muslim tun soll, in der Biographie unseres Propheten, wie wir es tun sollen. Sie weist uns den Weg.“ Einen friedlichen, barmherzigen, bescheidenen, bekräftigt der Imam, in dem der Ramadan eine entscheidende Rolle spielt. Der Fastenmonat ist im Islam neben dem Glaubensbekenntnis, dem Gebet, der Almosensteuer und der Pilgerreise nach Mekka eine von fünf Säulen. „Wer fastet“, erklärt Yazici, „lernt Selbstbeherrschung und Disziplin und erfährt Gesundheit. Fasten ist die beste Medizin. Körperlich und seelisch.“ Der Ramadan ist vor allem ein Signal an alle Bedürftigen, bezieht sie mit ein, lässt sie teilhaben. Menschen, die nicht fasten können, spenden daher ersatzweise, geben das so genannte Fitre. Und bei aller Symbolik: Alte, Kranke, schwangere, stillende oder menstruierende Frauen, hart arbeitende Menschen sind von dieser Pflicht ausgenommen, Kinder vor der Pubertät sowieso.

Gegen Abend um 21 Uhr lädt die Gemeinde dann täglich zum gemeinsamen Fastenbrechen. Yazici hofft, dass viele neugierige Nicht-Muslime kommen. „Ramadan ist Integration“, meint er. Aber der Imam würde sich schon über mehr Begegnung freuen.

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