Ein Jahr danach: „Hagel war heftiger als Kyrill“

Alleine die Versicherungen Allianz und Provinzial haben zusammen mehr als 200 Millionen Euro bezahlt.

Krefeld. Hilal wird den Krefeldern noch lange im Gedächtnis bleiben. Das Unwetter brach am 30. Mai 2008 um kurz vor sechs über die Stadt herein. Nur 15 Minuten dauerte der Hagelschauer, bei dem große Eiskörner eine Schneise der Verwüstung hinterließen: 85000 Fahrzeuge und 120000 Gebäude waren betroffen.

Ein Jahr nach Hilal sind fast alle Schäden beseitigt. Zeit, Bilanz zu ziehen. Der Provinzial-Versicherung wurden insgesamt 5500Auto- und 17000 Gebäudeschäden gemeldet. 44,5Millionen Euro musste die Provinzial an ihre Kunden in Krefeld und Umgebung auszahlen. "Hilal war das größte Ereignis 2008", sagt Pressesprecher Christoph Hartmann. "Das Unwetter war noch heftiger als Kyrill. Auf die Prämien wird das pauschal aber keine Auswirkungen haben."

Noch tiefer in die Tasche musste die Allianz-Versicherung greifen. "Der Schadensaufwand belief sich bei uns auf insgesamt 160 Millionen Euro brutto", sagt Sprecherin Susanne Seemann. "Insgesamt wurden uns mehr als 40000 Kraftfahrzeug- und 44000 Sachschäden gemeldet." Alles in allem hat Hilal wohl einen mittleren dreistelligen Millionbetrag gekostet.

Des einen Freud ist das anderen Leid: Bereits einen Tag danach schlugen die ersten Entbeuler-Firmen ihre Zelte in Krefeld auf. Viele von ihnen arbeiten europaweit und reisen den großen Stürmen hinterher. "Einige haben ganze Hallen angemietet, andere sind Kooperationen mit ansässigen Werkstätten eingegangen", sagt Dietmar Lassek, Obermeister der Innung des Kfz-Gewerbes Krefeld. Alleine die Firma Douteil, größter Entbeuler in NRW, hat 4500Fahrzeuge repariert - jeder Auftrag schlug mit 2000 bis 8000 Euro zu Buche.

"Die Schäden sind heute zu 99Prozent abgearbeitet", sagt Lassek. "Menschen, die immer noch mit Beulen-Autos durch die Gegend fahren, haben sich das Geld von der Versicherung auszahlen lassen und verzichten auf eine Reparatur." Die Auftragsbücher der Werkstätten seien bis Anfang des Jahres voll gewesen. "Der Hagel hat definitiv das Durchschlagen der Wirtschaftskrise bei uns in Krefeld verzögert."

Auch die Krefelder Dachdecker hatten bis vor kurzem noch gut zu tun. "Manche Aufträge stehen noch aus", sagt Klaus Schaub, Obermeister der Dachdecker-Innung. "Aber bis zum Jahrestag werden auch die abgearbeitet sein." Zerstörte Dachfenster, -rinnen und -ziegel, "vor allem älteren Datums" mussten repariert oder ausgetauscht werden. Auch viele Wintergärten waren dem Hagel zum Opfer gefallen.

Besonders schwer betroffen war die Gärtnerei Kronenberg in Baackeshof. "4300Scheiben der Gewächshäuser waren bei uns zerstört", sagt Mitinhaber Edmund Kronenberg. "Ich möchte diesen Tag am liebsten vergessen." Kein Wunder: Die Kosten für die Reparatur haben zum Teil die Versicherung und der Pächter übernommen. Den Rest musste die Gärtnerei selbst tragen. "Manche Häuser mussten komplett abgerissen und neu aufgebaut werden."

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