Ein bisschen Spaß muss sein

Christian Ehring von „Extra3“ und Cellistin Julia Polziehn führten durch die Veranstaltung des Kinderschutzbundes in der Mediothek.

Ein bisschen Spaß muss sein
Foto: Andreas Bischof

Zwischen Bach, Goethe, Debussy, Improvisation, Hesse, Reger und Ironie pur bewegte sich der „Kabarett trifft Klassik“-Abend in der Mediothek. Bereits zum vierten Mal veranstaltete der Kinderschutzbund dieses Aufeinandertreffen und Miteinander-Agieren der Cellistin Julia Polziehn und des Kabarettisten Christian Ehring — und dies auch, weil eben jene Kombination aus ironischer Nachdenklichkeit und Provokation sowie intensiv musizierten Cellosolosonaten das Interesse eines großen Publikums findet.

Eine „Romanze“ für Cello und Klavier, die Julia Polziehn sich klangschön entwickeln ließ und die leise von Christian Ehring am Klavier begleitet wurde, eröffnete das Programm. Und dann ging es um die Weihnachtsgeschenke, immerhin ein Gutschein für Mama: „Mama einmal umarmen!“. Und dann gibt es in der Weihnachtsgeschichte doch auch die Krippe im Stall mit Tiergeruch, da fehlen die Pampers und der Wickeltisch. Und noch was: Der Paketbote bringt so viele Päckchen, dass er sie nicht mehr tragen kann: „Wer braucht schon 25 Paar Schuhe, wenn er zum Einkaufen das Haus nicht verlässt?!“ Ironie gepaart mit Gedanken zum Nachhorchen.

Die 2. Solosuite für Violoncello solo von Johannes Sebastian Bach verknüpfte Julia Polziehn mit dem Goethe Gedicht: „Gesang der Geister über den Wassern“. Die Bewegung der Wellen im Text spiegelten sich in der Rhythmik der einzelnen Sätze der Sonate — fließend, still, bewegt, langsam. Ehring streifte durch die politische Szene, sparte nicht mit dem ironischen Blick auf die Politiker, schließlich ist es doch sehr rheinisch, zu „würselen!“. Und Emmanuel Kant wird als Lektüre zur Dummheitsbekämpfung im Bezug zu den Äußerungen eines Herrn Trump empfohlen, denn selbst den Kabarettisten macht die Beschäftigung mit diesem Herrn dümmer.

Die „Träumerei“ von Claude Debussy für Cello und Klavier stimmte in ihrer Klangschönheit versöhnlich. In eine Fantasiewelt führte die Verbindung einzelner lyrischer Texte von Hermann Hesse mit einer Solosuite von Max Reger. Julia Polziehn musizierte die verschiedenen Sätze des Solostücks intensiv, Klang differenziert und setzte die Texte Hesses in einen inneren Zusammenhang zur musikalischen Bewegung.

Tiefe Tonfolgen im „Nebel“ der Einsamkeit, energische Passagen im Vorüberziehen des Glücks als „Blauer Schmetterling“ , eine Musik, die berührt. Und dann gab es noch Ironiespitzen zum Brexit, dem „Klein-Klein“ der Abspaltungsbemühungen innerhalb der europäischen Staaten, und natürlich einen Song gegen das „Steuer — Zahlen“ , zumal es doch wesentlich günstiger ist, es woanders zu deponieren, was die „Paradise Papers“ bezeugen. Mit einem gemeinsam musizierten Schlusslied „Halleluja“, in dessen Refrain auch das Publikum einstimmen konnte, verabschiedeten sich die beiden Künstler von ihrem Publikum. Ein voller Erfolg für die Arbeit des Kinderschutzbundes, der hier die wichtige Unterstützung erhielt.

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