Bekenntnis Seelsorger Jochen Pesch: Ein Begleiter in den letzten Stunden

Jochen Pesch ist der neue Seelsorger in der Klinik in Hüls. Dort ist er für Sterbende ebenso wie für die Familien da.

Bekenntnis: Seelsorger Jochen Pesch: Ein Begleiter in den letzten Stunden
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Die ältere Frau ist nicht mehr ansprechbar. Sie befindet sich in lebensbedrohlichem Zustand auf der Intensivstation des Krankenhauses. Die Angehörigen sind darauf eingestellt, dass ihre Mutter sterben wird. Sie trauern, leiden und möchten als gläubige Christen einen kirchlichen Beistand, damit die Frau gesegnet wird. Außerdem bitten sie um ein Gespräch. Das ist der Moment, in dem Jochen Pesch zur Stelle ist.

Der neue Krankenhausseelsorger der Helios-Klinik Hüls hat für die Sorgen und Nöte der Menschen in besonderen Lebenssituationen Gehör. Es geht um nicht weniger als existenzielle Fragen, Dinge des Lebens.

Warum er diese Aufgabe übernommen hat? „Ich habe gemerkt, dass ich durch diese Arbeit näher an den Menschen bin“, berichtet er. „Es sind die Grundfragen: Wo komme ich her, was ist der Sinn des Lebens, wie wird es enden? Ich habe eine langjährige seelsorgerische Ausbildung. Als meine Vorgängerin in Ruhestand getreten war, die Klinikleitung im Bistum nach einem Nachfolger anfragte und die Verantwortlichen in Aachen schließlich mich fragten, habe ich zugestimmt.“

Jochen Pesch ist kein Unbekannter. Er war an der Gründung der Notfallseelsorge in Krefeld beteiligt, kennt sich mit dem Thema aus. Außerdem arbeitet er seit 22 Jahren an St. Anna. „Jetzt teile ich mir meine Aufgaben auf. Eine Hälfte findet hier am Klinikum statt. In der anderen beschäftige ich mich mit den Kommunion- und Kita-Kindern der Pfarre.“ Die Kleinen sorgten für einen Ausgleich, sagt er.

Die Menschen suchen und erhoffen sich besonders in Krisensituationen oftmals Antworten, Hilfe und Trost im Glauben. „Ich hatte mehrmals persönlichen Kontakt zu einem Patienten, der nach Hause entlassen wurde, im Wissen, dass er sterben wird“, erinnert sich der Seelsorger. „Er wollte noch einmal mit mir in die Kapelle, wollte sich mit dem Fachmann verabschieden, nicht ,einfach so’ nach Hause gehen.“

Besonders beim ersten Gespräch mit einem Patienten und seinen Angehörigen seien Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen gefragt. „Ich versuche zu ergründen, was teilt er mit, lasse den Menschen erzählen, was die Krankheit mit ihm macht. Ich frage, ob er mit seinen Angehörigen sichere Gesprächspartner hat, oder ob sie selber Hilfe brauchen. Es ist auch wichtig zu wissen, ob es in seinem Umfeld andere Menschen gibt, um Halt zu finden.“

Eines ist sicher: „Der Kranke lebt in einer Welt, die Angehörigen in einer anderen. Sie müssen zusammengeführt werden. Wenn sie kommunizieren, lernen sie gegenseitig die Sorgen kennen. Es sind Extremsituationen des Lebens ohne Patentrezept. Die Angehörigen müssen zulassen, dass sich der geliebte Mensch verabschiedet, auch wenn sie sich einen anderen Lebensweg vorgestellt haben.“

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