Dujardin: Weinbrenner-Familie ließ sich von Bomben nicht unterkriegen

Drei „tolle Tage“ zum 200. Geburtstag in der alten Weinbrennerei Dujardin. Uerdinger Spielfreunde geben mit 32 Musikern ein Biergarten-Ständchen.

Krefeld. 1810 begibt sich Henry Melcher, Sohn des "patentyrten" Branntweinbrenners Wilhelm Heinrich Melcher, in Uerdingen zur damaligen französischen Besatzungsobrigkeit, um seinen Cognac in den neu geschaffenen Code de commerce, dem Vorläufer des heutigen Handelsregisters, eintragen zu lassen. 200 Jahre oder sieben Generationen später lädt Matthias Melcher (44) zur dreitägigen Feier in die wieder mit Leben erfüllte Fabrikanlage am Rheinufer.

Mittelpunkt der Feiern war der Biergarten. Dort spielten am Freitag die "Basin Street Jazzmen" zu Frikadellen, Brezeln und Schinkenbrot. Am Samstag gab es ein Straßenfest. Dabei wurde der neue Cognac Dujardin Fine vorgestellt und der restaurierte Tank der denkmalgeschützten Küferei eingeweiht. Präsentiert wurden in einer Ausstellung die Geschichte des Unternehmens sowie die Zukunftspläne für die Backsteinbauten. Überraschung für Matthias: Seine Eltern Karin und Hanno hatten das neunköpfige Parforcehornbläser-Ensemble eingeladen.

Historische Automobile waren zu Gast, die Sektmanufaktur Schloss Vaux bot handgerüttelten Sekt aus dem Rheingau. Für die Musik sorgten die Schmackes Brass Band, die Lions Dance Band und die Friday’s. Auf der Linie der Melcher-Geschichte lag auch das kulinarische Angebot: "Chopelin" bot französische Leckerbissen, der Nordbahnhof sorgte für niederrheinisches Gegengewicht. Am Sonntag spielte das "Joscho Stephan Quartett". Auch hier wieder eine Überraschung: Als Präsent der Rheinstadt marschierte das 32-köpfige Tambour- und Fanfarenkorps der Spielfreunde Uerdingen zum Ausklang in den Biergarten ein. Matthias Melcher bilanziert: "Einfach großartig. Es waren drei wunderschöne Tage mit vielen tollen Menschen." Mutter Karin Melcher hat für den Verein Sonne, Mond und Sterne "eine beachtlich hohe Summe" gesammelt.

Die Dujardin-Geschichte: 1743 wurde Wilhelm Heinrich Melcher das Bürgerrecht der Stadt Uerdingen verliehen. Melcher besaß seit 1780 eine Konzession zum Brennen und produzierte Korn und Wacholderschnaps im ehemaligen "Täubchenhaus". 1810 begann sein Sohn Henry Melcher, auch Cognac herzustellen, was er sich im von den Franzosen unter napoleonischer Besatzung neu geschaffenen Code de commerce, dem Vorläufer des heutigen Handelsregisters, eintragen ließ. Den dafür benötigten Wein bezogen die Melchers von der Winzerfamilie Dujardin vom Château des Mérigots in der Charente in Frankreich, mit welcher sie alsbald eine Kooperation eingingen und die Firma "Dujardin & Compagnie vorm. Gebr. Melcher" gründeten. 1889 wurden schon 70000 Liter gebrannt.

Dujardin wurde zum Markennamen, welchem die Familie Melcher auch nach dem Tode Dujardins treu blieben. Bis 1930 wurde eine neue Produktionsstätte am Rheinufer errichtet. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg war die Weinbrennerei, noch immer im Besitz der Familie Melcher, bald wieder die zweitgrößte in Deutschland. Der Werbeslogan "Darauf einen Dujardin..." entstand 1952 und machte die Marke weiter bekannt. Dujardin beschäftigte zu dieser Zeit über 400 Menschen.

Die Familie Melcher hält die historischen Gebäude und die Weinbrennerei in Besitz. Die Räume werden an Künstler vermietet. Der Betrieb kann an Samstagen und Sonntagen besichtigt werden. Seit Anfang 2009 sorgt Matthias Melcher mit seinen Plänen für die Destillerie für Furore in der Rheinstadt.

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