Drogenprozess: Kontrollverlust und Isolation

Krefeld. Alle sechs Angeklagten im Drogenprozess vor dem Krefelder Landgericht mussten sich bei der Fortsetzungssitzung am Montagfrüh anhören, was ein Gutachter über zwei Mitangeklagte aussagte.

Der Mediziner und Diplom-Psychologe nahm ausführlich zur eventuellen Suchtabhängigkeit von Kamil E. und Adnan Ö. Stellung. Er ging auf die Kindheit und Jugend der beiden ein, deren soziales Umfeld und prognostizierte die weitere Entwicklung.

Bei Kamil E. war wohl die frühe Abwendung von den Eltern und die Heirat im Alter von 19 Jahren sehr prägend. Ein behindertes Kind überforderte die jungen Eltern schnell. Um die psychischen Belastungen auszugleichen, griff der junge Mann schon früh zu Drogen - zum Schluss nahm er erhebliche Mengen Kokain. Die Drogen führten zum Kontrollverlust und dazu, dass er immer mehr davon nahm. Zur Selbstkritik sei er nicht mehr fähig gewesen.

Beim Mittäter Adnan Ö. war es ähnlich. Auch er geriet immer mehr in Abhängigkeit. Auseinandersetzungen mit den Eltern und die damit verbundenen Autoritätsverluste bestimmten seine Jugend. Einige Jahre war er berufstätig. Und die Arbeit schien ihn stabilisiert zu haben. Doch dann nahm er wieder Drogen, entwickelte sich zu einem typischen Einzelgänger. Einzig die Kontakte zum Rotlicht-Milieu blieben.

Beide Angeklagten versanken nach Ansicht des Gutachters tief in einer kriminellen Subkultur und konnten sozial nicht mehr Fuß fassen. Aus eigener Kraft schafften sie es nicht, gegen die Abhängigkeit zu kämpfen, sich etwa einer Selbsthilfegruppen anzuschließen.

Das Gericht bat den Gutachter, auch über Kemil Ö. eine Prognose zu erarbeiten. Doch vorerst wird am 3. Juni über Adnan Ö. separat weiter verhandelt. Die ganze Gruppe muss danach am 12. Juni wieder antreten.

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