Achtung, Satire! Die WZ blickt in Krefelds Glaskugel für 2017

Krefeld. 2017 wird spannend. Die Integration der Flüchtlinge bleibt Herkulesaufgabe. Genauso wie der Verwaltungsumbau mit der Einführung einer Anstalt öffentlichen Rechts, die quasi unter Wettbewerbsbedingungen Serviceleistungen anbieten soll.

Achtung, Satire!: Die WZ blickt in Krefelds Glaskugel für 2017
Foto: Pixabay/WZ-Grafik

Es könnte außerdem ein Jahr der Entscheidungen werden.

Bei Land- und Bundestagswahlen ganz sicher, beim Projekt Schwanenmarkt am liebsten und dann sind da noch der KFC auf dem Weg in die Regionalliga und die Pinguine im Umbruch. Steigt Siempelkamp aus dem Flächentarif aus? Für alle, die es nicht erwarten können: Unsere satirische Jahresvorausschau gibt fast alle Antworten auf die drängendstenden Fragen. Aber Vorsicht: Satire darf alles, nur nicht ernst genommen werden.

Die SPD-Bildungspolitik bläst zum Wahlkampf. Ina Spanier-Oppermann will von CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet persönlich wissen, ob er alle Krefelder Grundschulen aufzählen kann. Via Facebook, das ist jetzt so in Mode bei den Genossen. „Wir müssen alle Chancen nutzen, auch die postfaktischen“, heißt es. Laschet lässt sie abblitzen.

Flüchtlingskoordinator Hansgeorg Rehbein widersteht der Idee, gemeinsam mit der VHS und Geflüchteten einen Mottowagen für den Karnevalszug zu bauen: „Krefeld ist weltoffen, aber ich glaube, wir sind noch nicht so weit“, sagt er. In den heutigen Zeiten könne sich das Motto monatlich ändern.

Das Treffen zwischen der Schwanenmarkt-Investor Schapira und Dezernent Martin Linne wird erneut verschoben. Der Israeli ist verstimmt wegen der UNO-Resolution.

Endspurt für die Jecken. Die Stadt verbietet eine Fußgruppe, die sich „AKP“ nennt. Mesut Akdeniz, Sprecher der Islamischen Union, ist empört: „Typisch Krefeld. In Köln dürfen 50 000 Türken für Erdogan auf die Straßen gehen, hier erlauben sie nicht einmal eine Fußgruppe im Karneval.“ Der Ärger legt sich schnell. Hinter AKP verbergen sich die „Alternden Konservativen Politiker“, eine Splittergruppe einer Splittergruppe einer Splittergruppe der Krefelder CDU. OB Meyer: „Die braucht keiner.“ Niemand widerspricht, nicht einmal bei Facebook.

Meyer hat überdies ganz andere Sorgen: Die angestrebte Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) hat ausgerechnet in der Alternative für Deutschland glühende Anhänger gefunden. „Ein Votum für mehr Sicherheit in unserem schönen Germania“, frohlockt ein Sprecher aus Leipzig bar jeglicher Kenntnis über das Konstrukt. „Vielleicht bespielen wir Krefeld künftig doch nicht nur von Sachsen aus.“

Derweil schaffen die Pinguine mit einer sensationellen Serie die Playoffs und Trainer Rick Adduono gilt als Architekt des Erfolges. Sein Geheimnis: „Ich war die letzten vier Wochen nicht beim Training. Wenn du meine Erfahrung hast, weißt du, wann die Jungs mal ihre Ruhe brauchen.“

Die Session endet mit Monatsbeginn, Dr’ Zoch ist durch, alles ist ruhig geblieben. Trotzdem ereifert sich CDU-Landtagskandidat Marc Blondin: „Es gab Straßenabschnitte, da haben die Polizisten nur einfache Pistolen getragen. Jäger ist ein Sicherheitsrisiko, wir schaffen das.“

Derweil legt KWM-Chefin Katia Baudin neue Pläne für die Umgestaltung des Karlsplatzes vor. „Ich habe auch mal ein halbes Semester Stadtplanung studiert, in welchem Land, weiß ich nicht mehr genau“, sagt der Tausendsassa. Und OB Meyer applaudiert: „Das ist Innovation!“ Aus dem Gestaltungsbeirat sickert durch: Baudin plant den Umkreis von einem Kilometer um das KWM autofrei.

Außer einer kaum nennenswerten Prügeleinlage des Maskottchens läuft’s für den KFC optimal, die Regionalliga ruft.

Die Pinguine sind früh ausgeschieden, Adduono wurde es zuhause zu langweilig.

In der Politik verschärft sich der Ton. Ministerpräsidentin Kraft stützt Spanier-Oppermann und wirft Laschet Feigheit vor. Natürlich auf Facebook. „Es wird doch wohl kein Problem sein, ein paar Grundschulen aufzuzählen.“ Diesmal antwortet Laschet. Via Twitter. „Ich lasse mich nicht von Versagern provozieren. „#keinkindzurücklassen“.

Die AfD hat bei den Pegida-Demos in Dresden keinen geeigneten Kandidaten für Krefeld gefunden. Jetzt soll die Akquise auf sächsische Kleingarten-Vereine ausgeweitet werden. Eine Stadt, die auf eine Anstalt öffentlichen Rechts setzt, frohlockt der Sprecher, könne sogar westdeutsche Hochburg werden.

Im Rathaus nimmt das Projekt AöR Fahrt auf. Der Sozialbereich steht auf dem Zettel. „Der ist eh zu teuer“, heißt es aus dem Umfeld des OB-Büros.

Derweil hat sich Schwanenmarkt-Investor Schapira beruhigt. Das Treffen mit Dezernent Linne bezeichnen beide als „äußerst konstruktiv“. Schapira hat angeboten, als Reminiszenz an die historische Krefelder City die Klinken an den Glasfront-Türen mit dem Vagedes-Konterfei zu bedrucken. Linne ist begeistert, der Gestaltungsbeirat mit Chef Rainer Lucas tobt.

Die Pinguine haben sich wieder von Adduono getrennt. „Es wird Zeit für modernere Strukturen“, sagt Club-Patriarch Schulz und klopft bei Christian Ehrhoff an. Der soll Trainer, Sportdirektor, Maskottchen und Hauptsponsor in Personalunion werden. „Das Angebot reizt mich sehr“, lässt Krefelds verlorener Sohn wissen. „Aber als Maskottchen habe ich einfach noch zu wenig Erfahrung.“

Der KFC ist derweil ungefährdet Meister geworden. Im Stadtrat streiten sie darüber, ob es günstiger ist, die Grotenburg zu sanieren oder die Fans mit Helmen zu versorgen. Chef Ponomarev soll auf der Aufstiegsfeier siegestrunken den Namen Abramowitsch ins Spiel gebracht haben. Uerdingen träumt vom Europapokal.

Das Direktmandat holt überraschend der Liberale Daniel Dick von der FDP. Keine Meinung, kein Fehler. „Reden ist Silber“, verrät Dick. Die SPD postet: „Beweisen Sie das, hier und jetzt.“

Der neue Ministerpräsident Christian Lindner holt den Krefelder FDP-Chef Joachim C. Heitmann in den Beraterstab. „Nicht nur wegen des C. in meinem Vornamen“, scheitert Heitmann einmal mehr am Humor. Aber: „Vielleicht gelingt es so, diese AöR noch zu verhindern.“ Während SPD und CDU noch an der NRW-Schlappe kauen, blasen die Grünen zum Wahlkampf für den Bund. „Lucas und Linne betrunken in der Flotte“, twittert Ulle Schauws. „Ich werde den Schwanenmarkt in Berlin zum Thema machen.“ Tatsächlich gibt es wenige Tage später eine gemeinsame Presseerklärung von Gestaltungsbeirat und Stadt: „Kompromiss ist da!“. Als Erinnerung an den historischen Stadtkern sollen die Mitarbeiter künftig jeden Freitag Gauklerkostüme tragen, dafür kommt der Brunnen weg. Schapira braucht Platz für Fahrradständer. Der restliche Gestaltungsbeirat tritt zurück.

Auf Facebook macht das Gerücht die Runde, dass Roman Abramowitsch vor der Grotenburg aus einem Ufo gestiegen sei. Die SPD postet: „Na, wie haben wir das gemacht?“

Flüchtlingskoordinator Rehbein hat Mut geschöpft. „Warum sollte ein humorvoller Afghane nicht Karnevalsprinz werden? Es wird Zeit, nicht immer nur über Integration zu reden.“

Beim KFC sind sie ernüchtert: Abramowitsch ist zwar gelandet, allerdings im Urlaub auf Teneriffa. Stattdessen diskutiert die Politik jetzt darüber, die Heimspiele aus Kostengrüden in Fischeln auszutragen. VfR-Trainer Josef Cherfi: „Plumper Versuch, ich würde doch freiwillig kommen.“

Bei Siempelkamp zieht Boss Fechner den Tarifausstieg durch. Er klagt, dass die Krefelder die neue Produktionshalle in Nordkorea nicht zu schätzen wissen. Und, zwischen zwei Lachshäppchen: „Wer nicht hören will . . .“ In die neue AöR soll mittlerweile auch das Stadtmarketing und das Jugendamt ausgelagert werden. OB Meyer erklärt: „Wir werden die modernste und schlankste Stadtverwaltung in NRW, ach was, der ganzen Welt.“ Der Stadtrat winkt vor der Sommerpause schnell noch die Baudin-Pläne zum KWM durch und lässt die Straßen abriegeln, die Anwohner-Initiative droht mit Sitzstreik.

Derweil holt die Metro in Oppum mit ihrem Strohhalm-Projekt Markthalle zum großen Wurf aus: „Wir können nicht nur Provolone, wir können quasi alles. Oppum wird zum Naherholungsgebiet, eine grüne Hölle.“

Aufatmen bei der AfD: Frührentner Heinz G. aus dem idyllischen Örtchen Clausnitz im Erzgebirge gilt als Experte für Flüchtlingspolitik und als Krefeld-Kenner. Er hat eine Cousine in Niederkrüchten.

In der Debatte um den Schwanenmarkt gibt es neue Kompromisse. Der Brunnen darf bleiben, dafür soll die Hochgarage neun Etagen bekommen und auf dem obersten Deck im Sommer ein Mittelalter-Markt mit Aussicht steigen. Teile des Gestaltungsbeirates erklären den Rücktritt vom Rücktritt.

Beim KFC gibt es Ärger. Trainer Andre Pawlak will endlich in Vereinsfarben spielen lassen, seine Jungs müssen aber in Grün antreten. Ponomarev hat die Metro ins Boot geholt. Aus Fischeln ruft Cherfi: „Noch ein Grund, mich zu holen, ich mag die Farbe.“

Bei den Pinguinen sucht Sportdirektor Carsten Krippner nach Talenten in Thailand. „Nicht ganz Weltspitze, passt aber in unseren Etat. Und die Menschen dort sind so freundlich.“Bei Siempelkamp ist jeder Mitarbeiter der IG Metall beigetreten. Sogar das Wachpersonal.

Bundestagswahl: Die Krefelder CDU-Kandidatin Kerstin Radomski hat zuletzt vorsichtshalber eine Jute-Handtasche getragen, SPD-Pendant Ehrmann postet auf Facebook ein Bild von der richtigen.

Seine designierte Nachfolgerin Elke Buttkereit aus Neukirchen-Vluyn versucht indes, mit Krefeld-Kompetenz zu punkten: „Ich bin die Kandidatin für alle Krefelder, egal, ob aus Hüls oder Grefrath.“

Die AfD zieht Heinz G. zurück. Der Sprecher in Leipzig tobt: „Wir wurden getäuscht. Eine Anstalt öffentlichen Rechts ist gar kein Gefängnis für nordafrikanisches Pack, das hätte die Lügenpresse auch mal schreiben können.“

Die grüne Frauenpolitikerin Ulle Schauws zielt aufs Krefelder Über-Ich. Sie fordert via Twitter Döner-Verbot für Nazis und ein krefeldweites Verkaufsstopp des Magazins Playboy. Das reicht fürs Direktmandat. Währenddessen präsentiert Rehbein dem Crefelder Carnevals Comitee einen 25-jährigen Eritreer. Das lehnt mit sensiblen Worten ab: „Wir sind doch nicht jeck. Karneval ist eine ernste Angelegenheit.“

Das Jahr neigt sich, Krefeld erstickt im Laub. Die Straßenreinigung streikt, weil aus dem Bürgermeisterbüro zu vernehmen ist, dass GSAK-Mutter Stadtwerke und die Wohnstätten wieder zurückgeholt werden in die Kernverwaltung. „Das ist doch nur konsequent“, wird OB Meyer zitiert. Alles, was Gewinn macht, zurück zu mir, alles andere raus in die AöR. Haushaltssanierung verlangt Haltung.“

Beim KFC muss Pawlak nach acht Niederlagen in Grün gehen. Ponomarev holt Cherfi aus Fischeln. Sponsor Metro hat auf der Markthalle ein Spiele-Paradies aufgesetzt, mit Snözelraum und Nachhilfe-Unterricht. „Wer nicht will, muss Oppum nie mehr verlassen.“

Auch die Pinguine haben die Trainerfrage geklärt: Er heißt Franz Fritzmeier und erklärt: „Ich freue mich drauf, mit unverbrauchten, motivierten Asiaten arbeiten zu dürfen.“ Patriarch Schulz verkündet: „Fritzmeier ist der Richtige, absteigen können wir ja nicht.“

Im KWM geht seit Monaten nichts mehr. Anwohner fahren Sitzblockaden im Schichtsystem, das Museum ist geschlossen. OB Meyer bleibt gelassen: „Die Krefelder kennen das.“ Tausendsassa Baudin bietet ihre Hilfe an: „Wir lassen den Platz räumen, ich habe mal einen privaten Sicherheitsdienst geleitet, in welchem Land, weiß ich nicht mehr.“ Diesmal lehnt Meyer ab.

Die Eröffnung des Schwanenmarktes ist endgültig auf 2020 verschoben. Optimistisch geschätzt. Schapira will sich erst noch mal mit dem Gestaltungsbeirat treffen. Und dann mit Dezernent Linne. „Vor Januar wird das aber nichts.“ Bei Siempelkamp ruht die Arbeit. Die IG Metall fordert eine fünfprozentige Gehaltserhöhung, über Tarif. Geschäftsführer Fechner verschluckt sich an einem „Hors D’Oeuvre“ und droht am Tag danach über befreundete Medien: „Dann holen wir eben Leiharbeiter aus Nordkorea.“

Am 11. 11. postet die neue SPD-Abgeordnete Buttkereit launig aus der Ständigen Vertretung in Berlin: „Egal ob Hüls oder Grefrath, Hauptsache Krefeld.“ Dazu ein Foto von ihrer neuen Handtasche. Anfängerfehler.

Kurz vor dem Weihnachtsfrieden wird die Debatte um die AöR schärfer. FDP-Chef Heitmann schlägt vor, auch das Bürgermeisterbüro auszugliedern. „Das ist nur konsequent, Haushaltskonsolidierung verlangt Haltung.“ Man habe dann ja mit SWK-Chef Carsten Liedtke eine neue Spitze in der Kernverwaltung.

Die Karnevalisten wehren sich gegen den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit und schlagen vor, eine Fußgruppe mit Geflüchteten anzumelden. Hansgeorg Rehbein ist begeistert: „Super Idee, kommt mir bekannt vor.“

Fritzmeiers Siegesserie wird der Liga langsam unheimlich. Meister München und Adler Mannheim bauen ein gemeinsames Leistungszentrum auf Koh Samui.

Das kann die Metro schon lange. Sie hat 1500 Tonnen Sand nach Oppum gekarrt, eine dritte Etage aufgesetzt und darin das thailändische Inselparadies nachempfunden. Ein Sprecher: „Nach oben ist Luft. Als Nächstes bauen wir ein Schulzentrum.“

Josef Cherfi hat den KFC derweil an die Nichtabstiegsränge herangeführt. Auf der Weihnachtsfeier verspricht er den Fans: „Ab der Rückrunde spielen wir wieder in Blau-Rot. Wir sind schließlich ein Traditionsverein.“ Ponomarev schreibt eine Notiz ins Handy.

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