Die Wanderschaft der Bücher

An der Hochschule Niederrhein gibt es eigene Zonen für den Trend aus den USA. Bookcrossing heißt der Trend, bei dem Bücher ausgesetzt und von anderen gefunden werden sollen.

<strong>Krefeld. "Ich bin frei! Ich wurde nicht verloren!", verrät ein Aufkleber auf dem Buch "Alaska" von James Michener. Das Werk liegt, inmitten einiger anderer, auf dem unscheinbaren weißen Tisch im Eingangsbereich der Hochschulmensa an der Reinartzstraße, den täglich mehrere tausend Studierende passieren. Bookcrossing heißt der Trend, bei dem Bücher ausgesetzt und von anderen gefunden werden sollen. Eine Bookcrosser-Gruppe hat an der Hochschule gleich zwei eigene Zonen für die Bücherzirkulation eingerichtet. Birgit Hüsken ist Webmasterin der Hochschule und hat die Bookcrosser-Gruppe 2004 ins Leben gerufen. "Ich habe damals einfach unter Kollegen erzählt, was Bookcrossing ist, und dann kamen wir auf die Idee, das auch bei uns zu betreiben." In regelmäßigen Abständen legen die Gruppenmitglieder seitdem die unterschiedlichsten Werke auf den unscheinbaren Tisch. "Das Schöne ist, dass man den Weg der Bücher durch ihre Registrierung verfolgen kann." Auch ihr Mitarbeiter Torben Schultz ist vom "Bookcrosser-Virus" infiziert: "Durch Bookcrossing wird Lesen quasi zu einem Gruppenerlebnis. Jeder kann im Internet nachlesen, wie den vorherigen Besitzern das jeweilige Buch gefallen hat."

Angst davor, dass ihr bald die Bücher ausgehen, braucht die Gruppe nicht zu haben. "Die Stadtbücherei Mönchengladbach stellt uns immer wieder Bücher zur Verfügung", erzählt Hüsken und fügt an: "Manchmal bekommen wir auch Bücher von Privatpersonen gespendet." Ingenieur Dieter Roemges, ebenfalls Mitglied der Gruppe, sieht im Bookcrossing einen positiven Effekt: "Ich denke, dass die Anzahl derer, die wieder zum Buch greifen, durch Bookcrossing ansteigt."

"Momentan ist ein bei uns mitgenommenes Buch sogar auf dem Weg nach Dänemark", erzählt Schultz. "Ein anderes war bereits in Moskau." Über die Annahme des Angebots kann sich Birgit Hüsken nicht beschweren. "Allerdings brauchen wird dringend Mitstreiter in unserer Gruppe." Meistens legt die Gruppe die herrenlosen Bücher auf den Tisch in der Mensa, "manchmal deponieren wir aber auch welche an anderen Orten, wie in unserem Paternoster."

Auch im Sprachzentrum der Hochschule gibt es seit dem 19. März dieses Jahres eine Bookcrosser-Zone. "Hier werden hauptsächlich fremdsprachige Bücher ausgetauscht", sagt Jelena Hilbrich, Leiterin des Zentrums. Wie in der Mensa verrät auch hier ein Aufkleber den Vorbeikommenden "I am free". Birgit Hüsken erinnert sich: "Als ich in das Bookcrosser-Forum geschrieben habe, dass ich an der Hochschule auch eine Zone für fremdsprachige Bücher einrichten möchte, haben uns Menschen aus allen möglichen Ländern täglich Bücher zugeschickt."

So geht’s: Beim Bookcrossing werden Bücher mit einer Identifikationsnummer versehen, und an einem beliebigen Ort versteckt. Dieser Ort wird grob auf der Bookcrossing Internetseite angegeben, so dass die versteckten Bücher gefunden werden können. Durch Angabe der Identifikationsnummer durch den Finder wird der ursprüngliche Besitzter über den Verbleib seines Buches informiert. Nach beendeter Lektüre soll ein Buch wieder "frei" gelassen werden, so dass es von einer weiteren Person gefunden und gelesen werden kann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort