Die wahren Helden in Uniform

Der Bezirksdienst des Krefelder Präsidiums ist präsenter als Innenminister Ralf Jäger vorschreibt. Auf jeden der 33 Schutzleute kommen „nur“ 7500 Einwohner.

Krefeld. Wie wichtig gerade heute der „Schutzmann an der Ecke“ ist, hat die Landesregierung durchaus erkannt. Innenminister Ralf Jäger fordert für nordrhein-westfälische Großstädte einen Beamten im Bezirksdienst auf 10 000 Einwohner. Doch die Behördenleiter am Nordwall haben in den vergangenen zehn Jahren dem „Dorfsheriff“ eine noch größere Bedeutung eingeräumt: In Krefeld gibt es derzeit 33 Bezirksbeamte, so dass die Quote bei 1:7500 liegt.

Hauptkommissar Andreas Heinrich, Leiter der Bezirksteams, stellt die Vorteile der engen, teilweise zehn Jahre alten Kontakte der Beamten mit Schulen und Kindergärten heraus: „Durch unsere Verkehrsfrüherziehung gelang es uns unter anderem, die Unfälle mit Kinderbeteiligung in den vergangenen zehn Jahren deutlich zu reduzieren.“ Zudem könnten sich die 32 Schutzmänner und die eine Schutzfrau (die WZ berichtete kürzlich in einer Serie) in den Stadtbezirken nützliche Kontakte erarbeiten, denn: „Bei den Kindergartenkindern sind Polizeibeamte Helden in Uniform“.

Denn beim Martinszug, den der Bezirksdienstler begleitet, wird er Oma, Opa oder Tante vorgestellt. Und wenn das Kind größer wird und es einmal ein Problem gibt, kennen sich Polizist und Jugendlicher schon seit Kindergarten- und Grundschulzeiten.

Im Laufe der Jahre hat sich das Profil der Bezirksbeamten völlig verändert: Heute werden nur erfahrene, überdurchschnittlich bewertete Polizisten in die Stadtteil-Teams versetzt. Denn die Anforderungen sind gewachsen. Eine reine Präsenz unter der Straßenlaterne reicht längst nicht mehr aus. Im Regelfall bringen die Bezirksbeamten langjährige Erfahrung aus dem Dienst mit. Andreas Heinrich: „Sie müssen kommunikativ sein und ein hohes Maß an Eigeninitiative mitbringen, Netzwerke aufbauen.“

Sind sie doch vor Ort oft die einzigen polizeilichen Ansprechpartner. Sie kümmern sich, wie jüngst geschehen, um nicht ausreichende Baustellen-Absicherungen oder beantworten Fragen eines Bürgers zur Rentenversicherung. Heinrich: „Man stößt damit manchmal an die Grenzen dessen, was in einer 41-Stunden-Woche möglich ist.“

„Abziehen“, prügeln, klauen: Die in den vergangenen Jahren gestiegene Zahl an Jugendkriminalitätsfällen hat die Behördenleitung in Krefeld veranlasst, ein neues Projekt innerhalb des Bezirksdienstes zu initiieren. Für polizeiinterne und externe Kontakte, etwa mit Jugendamt und Trägern von Jugendeinrichtungen, ist vor einem Jahr ein Beamter abgestellt worden. Der jugend- und szenekundige Beamte Klaus Pitsch unterstützt die Kollegen, die in die Familien der Rabauken gehen, die wegen Körperverletzungen oder Sachbeschädigungen aufgefallen sind und dort ein ernstes Gespräch führen.

Oberkommissar Klaus Pitsch: „Die Eltern fallen meist aus allen Wolken, hören aber allesamt zu, egal, welcher Ethnie sie angehören.“ Und den Jugendlichen werde gezeigt: „Wir haben dich genau im Auge“. Den Jugendlichen werde klar gemacht, welche Auswirkungen ein polizeiliches Führungszeugnis auf den beruflichen Werdegang hat. Etwa 150 Gespräche sind in diesem Jahr mit Eltern und Jugendlichen geführt worden. Andreas Heinrich: „Wir haben damit bisher nur gute Erfahrungen gemacht.“

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