Die Samtweber: Strickzeug zum Kennenlernen

Die Krefelder Künstlerin Claudia Reich will Menschen auf besondere Art und Weise zusammenbringen — beim Handarbeiten.

Die Samtweber: Strickzeug zum Kennenlernen
Foto: Bischof

Krefeld. Handarbeiten haben längst kein verstaubtes Image mehr. Selbstgestrickte Pullis sind ebenso im Trend wie selbstgestaltete Taschen, T-Shirts und vieles mehr. Vor allem ist Handarbeit aber eins — kommunikativ. Genau dies möchte sich die Krefelder Künstlerin Claudia Reich zunutzemachen. Sie gehört zu den ersten Mietern des Pionierhauses an der Lewerentzstraße und hat sich somit verpflichtet, etwas für das Samtweberviertel zu tun.

Für die 50-Jährige ist das eher eine Herzensangelegenheit denn eine Pflicht: „Ich mag das Viertel, seine Atmosphäre und Lebendigkeit.“ Da mag es auch nicht verwundern, dass sie über die Jahre immer wieder hier gewohnt hat. „Sogar auf der Lewerentzstraße selbst“, berichtet sie. Viele ihrer Freunde leben noch hier, studiert hat Reich auch vor Ort. „Eigentlich habe ich mehr Beziehungen zu diesem Quartier als zu Verberg, wo ich wohne“, lautet ihr Resümee.

Nun also abermals Krefelds Südviertel — diesmal als Arbeitsmittelpunkt und als neues Projekt. Denn die Künstlerin wird ab November einen Handarbeitstreff in ihrem Atelier im Pionierhaus anbieten. Die Idee dahinter: „Ich möchte den Menschen einen Ort anbieten, an dem sie sich austauschen und kennenlernen können. Die gemeinsame Handarbeit ist dafür ein gutes Mittel.“ Und ein altbewährtes — haben sich Menschen doch schon seit jeher beim gemeinsamen Werkeln Geschichten und Neuigkeiten erzählt. „Diese Tradition möchte ich fortsetzen.“

Dazu muss sich kein Interessent irgendwo anmelden. Das Projekt ist offen konzipiert. Ab dem 14. November steht Reich jeden Freitag in ihrem Atelier bereit. Zwischen 9.30 und 11.30 Uhr können Handarbeitswillige oder Neugierige einfach im Pionierhaus mit ihrem Stick-, Strickzeug und sonstigen Materialien vorbeischauen. „Ich gebe keinen Kurs und habe auch kein Material da“, betont die Künstlerin.

Vielmehr sollen sich die Gäste über ihre Arbeiten austauschen und sich so näher kommen, gerne auch über alle Nationen hinweg. „Ich würde mich sehr freuen, wenn wir dabei Techniken und Traditionen verschiedener Länder kennenlernen“, sagt Claudia Reich, die selbst mit Leidenschaft strickt und eigentlich ebenfalls einen Migrationshintergrund hat. „Meine Eltern stammen aus Polen.“

Die Gemeinschaft und die Neugier auf die Menschen — beides sind Triebfedern, die sich auch in Reichs Kunst wiederfinden. „Viele meiner Arbeiten entstehen beim verwunderten Betrachten der Welt und der Menschen.“ Dabei entstünden Gebilde, in denen jeder Einzelne nur ein Teil des Gesamten ist. Das gemeinschaftliche Handarbeitsprojekt wird womöglich bald Gesellschaft erhalten: „Ich möchte auch Kunst und Kultur für das Viertel anbieten, insbesondere Kinderprojekte.“

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