Die letzte Ruhe im Bestattungswald

Immer mehr Bürger entscheiden sich für eine Beisetzung in Wäldern. In Krefeld fehlt ein solches Angebot.

Krefeld. Ein Grab im Wald, ein Platz unter dem Lieblingsbaum als letzte Ruhestätte. Diesen Wunsch äußern immer mehr Menschen. Ein würdevolles Grab im Einklang mit der Natur entspricht ihren Vorstellungen einer alternativen Bestattungsform. Umweltüberlegungen und nicht zuletzt Kosten- und Zeitersparnis sind weitere Motive.

Nach Angaben der Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas entscheiden sich auch immer mehr Deutsche für eine Beisetzung unter Bäumen. Anbieter wie Friedwald oder Ruheforst eröffnen regelmäßig bundesweit neue Bestattungswälder. Gleichzeitig greifen kommunale Friedhöfe diesen Trend auf und bieten naturnahe Bestattungsarten an. Eine Trauerfeier muss nicht zwangsläufig auf einem Friedhof stattfinden.

In der Nähe von Kassel wurde im Jahr 2001 der erste Bestattungswald in der Bundesrepublik eröffnet. Seitdem hat es 26 428 Beisetzungen (Stand Dezember 2011) an mittlerweile 41 Friedwald-Standorten gegeben. Fünf dieser Areale befinden sich in Nordrhein-Westfalen: Bad Münstereifel, Bad Laasphe, Kalletal, Münsterland und Lohmar, das Krefeld am nächsten liegt.

Wer sich für diese Alternative interessiert, muss grundsätzlich mit einer Einäscherung einverstanden sein. Die Asche des Verstorbenen wird in einer biologisch abbaubaren Urne an den Wurzeln eines Baumes im Friedwald beigesetzt. Trauer braucht einen Ort des Gedenkens. Eine Namenstafel am Baum weist auf die Grabstätte hin.

Wer möchte, kann sich auch mit konfessionellem Beistand bestatten lassen. Man hat die Wahl zwischen einem Platz am Gemeinschaftsbaum oder dem Familien- und Freundschaftsbaum, unter dem bis zu zehn Personen beigesetzt werden können. Es gibt ganze Nachbarschaftscliquen oder Vereine, die sich für diesen Weg entscheiden. Die Grabpflege übernimmt Mutter Natur.

In Krefeld steigt die Zahl der Urnenbestattungen in den vergangenen Jahren. Das Verhältnis zwischen Erd- und Urnenbestattungen lag 2010 (2354 Bestattungen) bei etwa 50 zu 50.

Urnenbestattungen an Bäumen sind in Krefeld auf dem Hauptfriedhof und in Fischeln möglich. „Da wird oft nach gefragt“, sagt Bestatterin Cornelia Zelz. „Die Leute möchten keine Grabpflege mehr. Früher blieb da nur die Seebestattung als einzige Möglichkeit.“ Seit 1. September 2003 gilt in Nordrhein-Westfalen ein neues Bestattungsgesetz, das den Weg für alternative Bestattungsformen frei machte.

„In Fischeln kaufen viele Leute ihr Partnergrab schon zu Lebzeiten. Gemeinsam suchen sie sich einen besonders schönen Baum aus“, bestätigt Hans Zecher, Geschäftsführer des Krefelder Bestattungsgewerbes, den Trend. Großer Beliebtheit erfreue sich auch die Wiese mit Einzelgedenksteinen oder zentralem Gedenkstein auf dem Krefelder Friedhof. Mit diesen Rasengrabstätten bietet die Stadtverwaltung eine bezahlbare Möglichkeit der pflegefreien Grabstätte an. Einen Friedwald gibt es noch nicht.

Ganz neu: Seit Anfang des Jahres gibt es in Uerdingen eine gärtnerisch anspruchsvoll angelegte Urnengemeinschaftsgrabanlage für insgesamt 40 Urnen. „Für 1500 Euro übernimmt dort die Treuhand die Pflege über 30 Jahre“, erläutert Zecher. Kaum jemand möchte seine Angehörigen über einen solch langen Zeitraum belasten. „Zumal die Kinder oft wegziehen und das gar nicht mehr bewerkstelligen können.“

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