Vertrag im Sommer Die künftigen Kosten der Müllverbrennung

Stadt und Stadtwerke verhandeln über die künftigen Kosten der Müllverbrennung. Ein Gutachter ist eingeschaltet.

Vertrag im Sommer: Die künftigen Kosten der Müllverbrennung
Foto: C-CAM Peter Leenders

Krefeld. Die Bilanz der Stadtwerke Krefeld (SWK) wird im Juni präsentiert, aber dass die Zahlen positiv sind, kann Vorstand Kerstin Abraham schon sagen: „Die SWK werden mindestens ihr Planergebnis für 2016 erreichen.“ Das freut auch den Kämmerer der Stadt Krefeld, denn 75 Prozent des geplanten Ergebnisses fließen wie vereinbart in die Stadtkasse.

Positiv wertet Abraham, dass die Ratspolitiker sich Ende Dezember entschieden haben, den Vertrag über die Müllverbrennung in Krefeld nicht mit Wirkung zum Ende des Jahres 2018 zu kündigen. Damit ist die Entsorgung des Krefelder Mülls in der Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage (MKVA) bis 2028 bindend. „Es ist eine erfolgreiche Kooperation, die fortgesetzt werden soll“, sagt Kerstin Abraham.

Eine Frage ist allerdings noch ungeklärt: Wie viel müssen die Krefelder ab 2018 pro Tonne Abfall für die Verbrennung zahlen?

Der Betreiber der Anlage an der Parkstraße in Uerdingen, die Entsorgungsgesellschaft Krefeld (EGK), berechnet zurzeit rund 170 Euro netto. Intensive Diskussionen zwischen der Stadtverwaltungsspitze auf der einen und den Stadtwerken beziehungsweise der EGK auf der anderen Seite führten bis zum Jahresende zu keinem neuen Abschluss.

Die EGK, sagt Abraham, habe 2016 Zahlen, Konzept und Kalkulation vorgelegt — ein vielschichtiges Konstrukt, das einerseits Einsparungen berücksichtige, andererseits die Kosten, die beim Betrieb der Anlage anfallen. „Wenn jeder seinen Beitrag leistet, ist das gemeinsame Ziel der Gebührenstabilität zu erreichen“, sagt Kerstin Abraham.

Die Lage ist kompliziert: Mitte der 1970er Jahre haben sich die lokalen Politiker für eine eigene Krefelder Müllverbrennungsanlage entschieden, um den Abfall aus den Kommunen Mönchengladbach, Krefeld, dem Kreis Viersen und dem Rhein-Kreis Neuss zu verbrennen. Später wurde der Markt liberalisiert, die — vereinfacht gesagt — Verpflichtung zur Nutzung der nächstgelegenen Anlage entfiel, kommunale Entsorgungsaufträge brachen weg.

Kompensiert wurde der Ausfall mit dem Gewinn von Ausschreibungen, wie zuletzt vom Rhein-Kreis Neuss, aus einer guten Konjunkturlage und auch mit Importen, beispielsweise aus England und den Niederlanden.

Dass der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union an diesem Geschäftsmodell etwas ändert, hält Kerstin Abraham für unwahrscheinlich: England werde wohl nicht zur Deponierung zurückkehren und sich „mit Brexit auch vom Umweltgedanken verabschieden“.

Das Risiko, die MKVA auszulasten und jede der geplanten 310 000 Tonnen Müll anzuliefern, die nicht im Krefelder Stadtgebiet anfällt, trägt bis Ende 2019 die Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN). Es ist ein Minusgeschäft.

Die Müllmenge heranzuschaffen, ist nicht das Problem. Die boomende Baukonjunktur, Gewerbe und Industrie, Straßenkehricht und Klärschlamm sorgen für die Auslastung der Krefelder Anlage, die 2016 mehr als 380 000 Tonnen verarbeitet hat. Es sei allerdings schwierig, einen angemessenen Preis im freien Wettbewerb zu erzielen, erläutert Abraham. Der Festpreis pro Tonne, den die EGN an die Entsorgungsgesellschaft Krefeld zahlt, orientiere sich an den Kosten der Anlage, nicht am aktuellen Marktpreis.

Ein unabhängiger Gutachter wird jetzt prüfen, ob das zuletzt vorgelegte Berechnungsmodell von SWK/EGK überzeugt oder es möglicherweise weiteres Einsparpotenzial gibt. Mit „Bis Mitte des Jahres“ beantwortet Abraham die Frage, wann eine Entscheidung getroffen werden könnte.

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